24.12.2023

Vom Loslassen eines Zuhause und ein neues finden

Ich sitze in einem Café in Sevilla. Es ist Mitte Dezember und endlich besuche ich das Yoga Café, dass ich bei meinem letzten Besuch im Oktober bereits bei Google Maps entdeckt hatte. Letztes Mal hatte ich jedoch keine Zeit und keine Nerven es zu besuchen. Letztes Mal war ich gemeinsam mit meinem Partner hier und wir hatten eine turbulente Woche, in der wir nach einer gemeinsamen Wohnung oder einem Zimmer suchten. Wir hatten sogar eines gefunden und bereits die Kaution gezahlt - doch dann kam alles anders.

Wieso ich überhaupt nach Sevilla ziehen wollte

Im Juli 2023 beschloss ich nach Spanien auszuwandern. Ich hatte die meiste Zeit des Jahres bereits in Andalusien verbracht und Granada und Sevilla wurden meine Lieblingsorte. Da ich in Sevilla bereits Freundschaften geschlossen hatte, mich in der Stadt gut orientieren konnte, ich eine Acro Yoga Gruppe gefunden hatte und mich auch so sehr wohl in Sevilla fühlte, beschloss ich, dorthin zuziehen. Alleine. Allerdings hatte ich die Planung ohne meinen Partner gemacht, den ich zu dieser Zeit datete und als er beschloss, mit nach Sevilla zu kommen, weil er keine Fernbeziehung führen wollte, stimmte ich zu. Es fühlte sich gut und richtig an. Außerdem dachte ich, zu zweit ist es bestimmt einfach etwas zu finden. Man kann sich die Kosten und die Hausarbeit teilen und lernt sich dabei noch intensiver kennen.

Die Realität

In der turbulenten Oktober Woche gemeinsam mit meinem Partner in Sevilla fanden wir dann auch ein Zimmer und zahlten die Kaution. Zwei Wochen später sollten wir dann einziehen können, wurde uns versprochen. Wir verbrachten diese zwei Wochen in Lissabon bei meinem Freund seiner Familie um Kosten zu sparen und gleichzeitig Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Doch als der Tag des Umzugs näher rückte, gab es Probleme mit den Vormietern. Das Einzug Datum hatte sich auf unbestimmte Zeit verschoben. Mein Partner und ich waren zunächst enttäuscht und hatten Angst, dass wir gescamt wurden und nie einziehen können. Also verlangten wir unsere Kaution zurück und suchten nach einer neuen Unterkunft. Uns gefiel zudem beiden so gut in Lissabon, dass wir dachten, wieso nicht hierbleiben? Ehrlich gesagt, kam die Idee hauptsächlich von meinem Partner, der in Lissabon aufgewachsen ist und die meiste Zeit dort gelebt hat. Ich wollte es zunächst weiter mit Sevilla probieren und so teilten wir die Suche auf: ich suchte in Facebook Gruppen nach einer Wohnung oder einem Zimmer in Sevilla und er suchte auf dem Wohnungsmarkt in Lissabon. Wer zuerst etwas fand, hatte gewonnen! 

Doch während der weiteren Suche, freundete ich mich immer mehr mit den Gedanken an in Lissabon zu bleiben. Ich war erschöpft, genervt und verwirrt. Ich reflektierte darüber, wieso ich unbedingt nach Sevilla wollte, was für Vorteile Lissabon bietet (viel mehr veganes Essen zum Beispiel) und was ein Ort oder eine Stadt braucht, damit ich mich Zuhause fühle. Denn ich wollte nichts sehnlicher, als endlich ein neues Zuhause zu finden. Meine eigenen 4 Wände, ein Rückzugsort, eine neue Base in Europa. Kein Nomadenleben mehr, dass übrigens nie geplant war. Ich wollte endlich ankommen.

Und ich realisierte: ich wollte vor allem ein Zuhause mit meinem Partner kreieren. Der Ort war dabei nur zweitrangig. Und so landete ich in Lissabon, statt in Sevilla. Mein Partner hatte nämlich zuerst etwas passendes gefunden, ein großes Zimmer für einen unschlagbaren Preis!

Abschied von Sevilla

Während ich das hier schreibe, sitze ich ein letztes Mal dieses Jahr in einem Hostel in Sevilla, warte darauf meine Bücher abholen zu können und überlege, was die diesjährige Weihnachtsgeschichte überhaupt mit Weihnachten zu tun hat, außer den Fotos von den Weihnachtslichtern in Sevilla. Ehrlich gesagt, weiß ich es gar nicht so genau, doch ich stelle immer wieder fest, dass die Weihnachtszeit eine Zeit ist, in der ich besonders Heimweh habe. Heimweh nicht nach Deutschland, sondern ich vermisse meine Familie und Freunde und einen Heimatort. Letztes Jahr habe ich das zum ersten Mal erlebt und war ziemlich überfordert damit siehe dieser Beitrag: NIMSAJ: Ein Wochenende in Córdoba: Herzschmerz, Muskelkater & Reisemüdigkeit (nimsajx.blogspot.com)

Dieses Jahr hatte ich das Gefühl auch für ein paar Tage. Nicht nur habe ich meine Familie in Deutschland vermisst, auch vermisste ich meine Mama in Thailand und einfach mal wieder mit ihr zu reden. Denn glücklicherweise kann ich mit meinem Papa und meinen Schwestern über WhatsApp Kontakt halten, doch meine Mama hat kein Telefon oder Handy...

Zurück zum Yoga Café

Zurück zum Yoga Café in Sevilla. Als ich dort saß und die Menschen beobachtete, sah ich wie sich die Kellnerin mit Gästen unterhielt. Ein Gästin kannte die Kellnerin durch eine gemeinsame Freundin und beide waren deutsch wie sich herausstellte. Immer wieder wechselten sie zwischen Englisch und Deutsch und ich musste dabei lächeln. Im Hintergrund lief Taylor Swift, die Kellnerin und die Gäste machten ein Selfie zusammen, dann entdeckten die Gäste den Senioren Hund im Hintergrund. Und ich bekam die Inspiration zu diesem Blogpost. Home away from Home, dachte ich. Und: Was macht ein Zuhause eigentlich zu einem Zuhause?

What makes a home a home?

Ist es die gleiche Sprache die man spricht? Die Gleichgesinnten? Hunde und Katzen und Parks? Deinen Partner bei dir zu haben? Deine Familie? Ich glaube, die Antwort auf diese Frage ist für jeden unterschiedlich und das ist okay. Ich fühlte mich in Sevilla zuhause, weil ich meine Freunde dort hatte. Außerdem verzauberte mich der Vibe der Stadt, die vielen Hunde und Parks und vor allem die Erinnerungen, die ich dort geschaffen hatte.


Memories of Sevilla

Das erste Mal in Sevilla war ich im Oktober 2022. Ich kam frisch von meinem Vipassana Meditationskurs zurück, war noch etwas verwirrt in der normalen Welt und krank, doch sofort verliebt in Triana und Santa Cruz. Ich wohnte außerhalb Sevillas in einem Airbnb und am Ende meiner Woche dort lernte ich meinen Flamenco Freund kennen, der mein Stadtführer war.

NIMSAJ: Sightseeing in Sevilla (nimsajx.blogspot.com

Das zweite Mal in Sevilla, war ich nur kurz dort und verbrachte diese bei meinem Flamenco Freund. Wir blieben die ganze Zeit über zuhause weil es ihm nicht gut ging und ich hatte PMS. Dort schrieb ich übrigens den Anfang meines Flamenco Märchen, dass ich im August 2023 in meinem Buch "Geschichten aus dem Herz" veröffentlichte.

Das dritte Mal in Sevilla verbrachte ich die Vorweihnachtszeit mit meinem Freund Paul in seinem Apartment. Ich durfte zwei Wochen bei ihm wohnen, wir entdeckten gemeinsam die Stadt und fuhren ein Käfig-Karussell auf dem Jahrmarkt. Danach wurde ich krank. Ich nahm dort auch die erste Podcast Folge mit meiner Freundin Laila auf und mein Flamenco Freund sang mir das erste Mal einen Flamenco Lied vor.

NIMSAJ: Sevilla 2.0 - zwei Wochen in Sevilla als Local Tourist (nimsajx.blogspot.com)

Das vierte Mal in Sevilla im Februar 2023, besuchte ich zusammen mit Paul die Cirque du Soleil Show LUZIA. Als grandiosen Abschluss meiner 5 monatigen Spanien Reise und als Geburtstagsgeschenk an mich selbst. Ich nahm Abschied von Paul und meinen Flamenco Freund, vergoss viele Tränen und versprach, zur Feria im April zurückzukehren.

Das fünfte Mal war ich allerdings nicht im April dort, sondern Ende Juli und feierte zusammen mit meinem Flamenco Freund die Feria in Triana. Ich durfte die ganze Woche über bei ihm wohnen und das war ehrlich gesagt, nicht die beste Idee. Am Ende dieser Woche kam es zu einem heftigen Streit, ich floh zu Paul und einen Tag später nach Almonte in ein Hippie Camp, wo ich meinen jetzigen Partner kennenlernte.

Das sechste Mal Sevilla war die bereits beschriebene turbulente Woche im Oktober und das siebte Mal, kam ich zurück um meine Bücher, die ich bei Paul gelagert hatte, abzuholen.

Ob es ein achtes Mal Sevilla für mich geben wird, bleibt ein Rätsel, da mein Freund Paul aus Sevilla wegzieht und naja, mein Flamenco Freund und ich, sind leider keine Freunde mehr. Also bleibt die Frage: Waren die beiden mein Zuhause in Sevilla? Home isn't always a place, isn't?

Ich weiß jedoch, dass die Erinnerungen an Sevilla für immer bleiben werden und ich mich immer ein Stück weit hier zuhause fühlen werde. Ich werde für immer dankbar sein, für alles was ich hier erlebt habe, entdecken durfte und vor allem gelernt habe. Über die Stadt selbst, die Menschen und über mich Selbst.

Lissabon

Ich bin mir auch sicher, dass ich ein Zuhause in Lissabon finden werde. Ich werde es mir gemeinsam mit meinem Freund in unserem Apartment gemütlich machen, die Gegend erkunden, Hunde finden auf die ich aufpassen kann, Einheimische Freunde finden und bestimmt auch Expats und ich werde mir ein Zuhause mit meinem Freund bauen.

And I built a home for you
For me
Until it dissapeared
From me
From you

- To build a Home, The Cinematic Orchestra

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