29.06.2023

Über Ladyboys, Sexualität und aufwachsen als Jugendliche BiPOC ohne Mutter

Im heutigen Blogpost möchte ich gerne mit euch, passend zum Pride Month, einen sehr persönlichen Text teilen, den ich ursprünglich als Instagram Caption geschrieben habe. Allerdings habe ich mich dann doch umentschieden und wollte mich im Text auf die LGBTQI+ Community in Granada, wo ich gerade bin, konzentrieren und die Pride Demo und Parade die ich diese Woche besucht habe. Auch habe ich letzten Donnerstag ein Insta-Live mit meiner Freundin Pako gemacht, in dem wir über Queer sein in Thailand sprechen und über die Rechte und Voruteile aufklären. Wieso mir das Thema am Herzen liegt, werdet ihr wohl verstehen wenn ihr meine Texte lest, denn am Ende teile ich auch noch einen Auszug aus meinem (bisher unveröffentlichten) Buch.


Alternative Instagram Caption / Juni 2023:

Als ich jung war, dachte ich, ich sei im falschen Körper geboren. Ich hörte von Kathoeys, Ladyboys in Thailand und ich sah trans* Teenager im deutschen Fernsehen. Als ich das meinen Freunden erzählte, sagten sie, ich sei komisch. Ich habe nie wieder mit ihnen darüber gesprochen. So begann meine einsame Reise zur Erforschung meines Geschlechts und meiner Sexualität als BIPOC ✨.
Kinder in der Schule fragten mich nach einem "Happy End" und ich verstand es nicht.
Aber manchmal habe ich ihnen gesagt, dass ich ein Ladyboy bin, nur um sie zu schockieren.
"Was? Ein schönes junges Mädchen wie du kann doch keinen Penis haben!"
"Warum nicht?" antwortete ich.
"Zeig ihn uns!" befahlen sie mir daraufhin.
Dann sagte ich ihnen die Wahrheit und alle waren erleichtert.

Die Gesellschaft sagt, das sei seltsam, nicht normal, und der Buddhismus sagt, es sei eine Strafe / Karma für dein früheres Leben.

Irgendwann habe ich herausgefunden, dass ich nicht trans bin. 

Ich war in einem Ungleichgewicht mit meiner Weiblichkeit (auch dank des Patriarchats). Mein Ying, meine Shakti war blockiert ♀️
Als ich mein Trauma mit meiner Mutter und anderen weiblichen Familienmitgliedern heilte, fühlte ich mich mehr und mehr wie eine Frau. Eine starke Frau. Eine freie Frau. Eine privilegierte Frau of Color. Eine BiPOC. Eine asiatische Frau. Eine deutsch-thailändische Frau mit polnischem Nachnamen (aufgrund meines Großvater, der im Zweiten Weltkrieg gekämpft und die Russen überlebt hat, danke für deinen Namen).

Dennoch bin ich eine Verbündete von trans* Menschen und allen anderen Geschlechtern oder Nicht-Geschlechtern. 🌈 Ich war immer eine Verbündete, bis ich merkte, dass ich nicht nur eine Verbündete bin! Ich bin auch queer.

Und weil der BiPOC-Aspekt für mich sehr wichtig ist, empfehle ich euch allen "POSE"! die beste queere Serie aller Zeiten mit Latinos und Latinas, Black People, Schwulen, Trans*, etc. und Angel - mein Schwarm - vielleicht bin ich ja pansexuell? Alles was ich weiß ist, dass ich nicht hetero bin und dass ich eines Tages auf einen Ball gehen möchte! 

 
Warum ich euch das erzähle?
Weil ich auf meiner Reise allein war.
Aber ich weiß, dass du nicht allein bist und dass du nicht komisch bist. 
In meiner Heimatstadt Karlsruhe gibt es sogar ein LGBTQ+ Jugendzentrum - wie toll ist das denn? 🏳️‍🌈

Können wir uns bitte selbst erforschen dürfen, ohne dafür verurteilt zu werden? Egal, ob du jung oder alt bist, BiPOC oder nicht. Ich hoffe, du kannst einfach DU sein ✨.


 Aus meinem Buch / geschrieben 2017-2019, noch nicht veröffentlicht

Ihre Stimmung hellte sich jedoch auf als sie an die Ladyboy Show dachte, die sie heute Abend besuchen würden. Amalie hatte Ragna überraschenderweise gar nicht überreden müssen, sich diese mit ihr anzuschauen. Normalerweise hatte Ragna Probleme mit Männern die sich wie Frauen kleiden und auch Schwule fand er merkwürdig und wollte am liebsten nichts mit ihnen zu tun haben. Amalie dagegen hatte sich schon immer für diese Andersartigkeit interessiert und auch einen schwulen Freund in Berlin. Vielleicht weil sie sich mit ihnen verbunden fühlte?

Die Ladyboy Show „Simon Kabarett“ war großartig und sogar Ragna war begeistert und fasziniert! Die sogenannten „Khathoeys“, was grob übersetzt „anders“ bedeutet, waren einer schöner als der andere. Alle trugen hochhackigen Schuhe, hatten bunte, schillernde und glitzerte Kostüme angehabt und fantastisch gesungen. Die Show bestand aus mehreren Teilen und war wie ein bunter Mix von verschiedenen Musicals und Filmen gewesen. Die ägyptische Showeinlage und der Teil in dem ein Ladyboy seine zwei Seiten – Mann und Frau – miteinander streiten lies hatten Amalie besonders gut gefallen. Waren die Kathoeys, die sie gerade angesehen hatte, glückliche Menschen? Wie fühlte es sich an ein Transgender in Thailand zu sein? Amalie wusste aus ihrem Buch über Thailand, das ihr treuer Reisebegleiter war, dass sie mit vielen Vorurteilen zu kämpfen haben. Oft werden Freizügigkeit, Sex mit häufig wechselnden Partnern und Prostitution mit ihnen assoziiert. Doch trotz allem sind sie stark in den Medien vertreten und spielen in Seifenopern mit. Sogar ein eigenes neues Filmgenre haben sie hervorgebracht, denn sie werden sie für ihre einzigartige Schönheit gefeiert. Aufgrund dessen  traten sie, ähnlich wie japanische Geishas, zunächst in der Vergnügungsindustrie auf. In den 20er Jahren entwickelte sich dann das moderne Varietee, das durch den Krieg immer mehr aufblühte, sodass es heutzutage zu den berühmtesten und erfolgreichsten Touristenattraktionen gehört – aufgrund der Kathoeys. Heutzutage findet man Kathoeys vor allem in kreativen Berufen wie Maskenbildner, Modeaustatter, Model, Photograph, Werbedesigner aber auch in normalen Arbeitsalltag wie im Einzelhandel, Restaurants oder in Familienunternehmen. Zudem sieht man einen Kathoey meist nicht an, dass er ein Transgender ist. Darauf „fielen“ schon viele Ausländer herein und wurden überrascht, wie zum Beispiel der Film „Hangover 2“, der in Bangkok spielt, zeigt. Die Thailänder glauben außerdem, dass wenn man als Kathoey zur Welt kam, es an ihren Handlungen in früheren Leben gründete und dies ihr Schicksal sei.

Wie oft hatte sich Amalie gefragt, ob der Grund wieso sie 10 Jahre ohne Mutter aufwachsen musste, die Ursachen und Wirkung eines früheren Lebens war. In der schwierigsten Zeit eines Menschen, der Pubertät, in dem sich ihr Körper zu der einer Frau veränderte hatte, fehlte ihr eine Mutter, der sie sich anvertrauen hätte können. Da war zwar ihre Tante, doch mit dieser vermied sie über ernsthafte Themen zu reden, denn sie war eher der Kumpel-Typ mit der man über spaßige Dinge sprach und auch ihre Oma war keine gute Gesprächspartnerin für sie gewesen. Sie hatten schon immer ein distanziertes Verhältnis gehabt. Wäre das anders gewesen, wenn sie in Thailand aufgewachsen wäre? Diese und tausend andere Fragen stellte sich Amalie immer wieder.


Ich hoffe ihr hattet alle einen schönen Pride Month und euch ist nichts passiert <3 

- egal wo auf der Welt ihr gerade seid!

***

Falls ihr mehr über meinen Sommer in Granada erfahren möchtet, dann folgt mir auf Instagram @wanderlust_nimsaj! Dort poste ich täglich Storys und lasse euch daran teilhaben :) 

Hier findet ihr außerdem meinen Blogpost über meine Zeit in Granda im Winter und auch den Grund wieso ich zurück gekommen bin - meow!

& und hier geht es zu einem wunderschönen Interview mit Kolja, der mit seinem Partner vorallem durch Südamerika reist und mir auf meiner queeren Reise sehr geholfen hat. Danke Kolja für deine Offenheit! <3

1 Kommentar:

  1. Sehr sehr fesselnd geschrieben und wieder super interessant:) durch dich habe ich schon so viel dazu gelernt :) 🌈

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