Mir war so
oft gesagt worden, welch ein Unglück es sei, als Frau geboren zu sein, dass ich
nur schwer Melecios Bemühungen verstehen konnte, unbedingt eine sein zu wollen.
Ich sah auch nicht den kleinsten Vorteil, aber er wünschte es sich nun mal und
war bereit, alle möglichen Qualen dafür zu leiden. Unter Anleitung eines auf
solcherart Metamorphosen spezialisierten Arztes stopfte er sich mit Hormonen
voll, die ausgereicht hätten, einen Elefanten in einen Zugvogel zu verwandeln,
entfernte die Barthaare mit Elektronadeln, legte sich Brüste und Hüften aus
Silikon zu und spritzte sich Paraffin, wo er es für nötig hielt. Das Ergebnis
ist verblüffend, schwach ausgedrückt. Nackt ist sie eine Amazone mit herrlichem
Busen und Babyhaut, aber der Bauch endet in männlichen Attributen, die zwar
verkümmert, aber noch sichtbar sind. "Was ich brauche, ist eine Operation.
Die Señora hat gehört, dass sie in Los Angeles Wunder vollbringen, sie könnten
mich da in eine echte Frau verwandeln, aber das Ganze ist noch im Versuchsstadium,
und außerdem kostet es ein Vermögen", sagte Mimi. Für sie ist nicht der
Sex das Interessanteste am Frausein, andere Dinge ziehen sie mehr an, Kleider,
Parfums, Stoffe, Schmuck, Schönheitsmittel. Sie genießt das Knistern der
Strümpfe, wenn sie die Beine übereinanderschlägt, das kaum wahrnehmbare
Rascheln der Unterwäsche, das Streicheln der Haarmähne auf den bloßen
Schultern. In jeder Zeit sehnte sie sich nach einem Gefährten, den sie
hätscheln und bedienen konnte, jemandem, der sie beschützte und ihr eine
beständige Liebe gab. Aber sie hatte kein Glück. Sie hing in einen androgynen
Limbus fest. Manche näherten sich ihr, weil sie sie für einen Transvestiten
hielten, aber diese zwielichtigen Bindungen wollte sie nicht, sie betrachtete
sich als Frau und suchte männliche Männer, die aber wagten nicht, sich mit ihr
zu zeigen, auch wenn ihre Schönheit sie anzog, weil sie sich nicht als Schwule
verspotten lassen wollten. Es gab auch solche, die sie verführten, nur um
festzustellen, sie sie nackt aussah und wie sie liebte, es erregte sie, dieses
wundervolle Monster zu umarmen.
- aus Eva Luna von Isabel Allende, Seite 271-272
Mit dieser
vielleicht etwas ungewöhnlichen Einleitung möchte ich den heutigen Blogpost
beginnen, nämlich mein persönliches Valentinstag Special! Auch wenn ich
kein Fan von diesem Tag bin (egal ob Single oder nicht), so bin ich doch ein
Fan der Liebe und möchte mit diesen Beitrag Liebe verteilen. Falls ihr
meinen letzten Beitrag über die Liebe gelesen habt (bitte einmal hier klickenfalls nicht), dann wisst ihr das ich der Meinung bin #loveislove - Liebe ist
Liebe! Egal aus welchen Verhältnissen man kommt, welche Herkunft, Religion
oder Hautfarbe man hat oder der LGBTQ+-Community angehört, jeder hat es
verdient geliebt zu werden und zu lieben, wen er möchte. Deswegen möchte ich
euch gerne Kolja vom YouTube Kanal Urbaner Nomande vorstellen, der als
homosexueller Mann zusammen mit seinem Partner Arthur um die Welt reist. Ich
habe ihm viele Fragen gestellt, da ich das Thema - Reisen als homosexuelles
Paar - super spannend finde. Außerdem wurde das Thema Homosexualität und
Transgender in den letzten beiden Büchern, die ich gelesen habe "Von
Liebe und Schatten" und "Eva Luna" von Isabel Allende
ebenfalls thematisiert. Beide Bücher spielen in Südamerika und Kolja und Arthur
waren dort bisher am meisten am rumreisen!
Wenn ihr
also mehr über Südamerika erfahren wollt und ob es LGBTQ+-freundlich ist, aber
auch welche Unterschiede es zu Europa gibt, welche Gefahren eventuell bestehen
oder nicht, wie man sich als Nomaden-Paar nicht auf die Nerven geht und was
Kolja und Arthur noch so erlebt haben, dann lest weiter! Ich wünsche euch ganz
viel Spaß mit dem Interview.
***
Allgemeine
Infos: für alle
die sich bisher nicht mit diesem Thema beschäftigt haben, möchte ich erst mal
die Basic-Begriffe/Abkürzungen erklären. Im Interview werden diese benutzt,
damit sich niemand ausgeschlossen fühlt. Jedoch kann Kolja natürlich nur aus
seiner Erfahrung als schwuler Mann sprechen und alle weiteren Aspekte sind
seine persönliche Einschätzung. Hinterlasst gerne einen Kommentar wenn ihr
ebenfalls der LGBTQ+-Community angehört und dazu etwas ergänzen möchtet oder es
bestätigen könnt! Wir freuen uns über den Austausch :)
L = Lesbian/Lesbisch - sexuelle
Orientierung, Frauen die Frauen lieben. Wer lesbisch ist, kann sich also keine
Beziehung und keinen Sex mit Partnern des anderen Geschlechts vorstellen.
G = Gay/Schwul - sexuelle
Orientierung, Männer die Männer lieben. Das gleiche wie Lesbisch nur eben als
Mann.
B = Bisexuel
- ebenfalls sexuelle Orientierung, sich mehr als einem Geschlecht emotional
und/oder sexuell hingezogen zu fühlen.
T= Trans*
- Transsexuell
/ Transmann / Transfrau: bezeichnet die unvollständige Identifikation eines
Menschen mit der bei der Geburt vorgenommenen Zuweisung zu einem sozialen und
rechtlichen Geschlecht einhergehend mit einem unterschiedlich stark
ausgeprägten Leiden an seinen Geschlechtsmerkmalen. Wird oft auch oft
beschrieben als „im falschen Körper geboren“. Transsexuelle identifizieren sich
meist eindeutig männlich oder weiblich. Es ist keine sexuelle Orientierung -
sie können hetero, schwul, lesbisch, bi, etc. sein.
- Transvestit
= das Tragen von Frauenkleidern bei Männern oder andersherum.
Transvestiten wollen nicht dauerhaft im entgegengesetzten Geschlecht leben, sondern
fühlen sich beiden biologischen Geschlechtern verbunden. Transvestiten können
hetero, homosexuell, lesbisch, bi, etc. sein.
Mehr zum Thema
Trans* erfahrt ihr zum Beispiel im Video Trans* als psychische Störung von Psychologeek -
in der Videobeschreibung findet ihr außerdem weitere spannende Videos zu diesem
umfangreichen Thema!
Q = Queer or Questioning, umfasst das
gesamte Spektrum derer, die nicht heteronormativen
Vorstellungen von Sexualität oder von binärem Geschlecht (männlich/weiblich)
entsprechen. // via wikipedia // Questioning: Die Hinterfragung des eigenen
Geschlechts, der sexuellen Identität, der sexuellen Orientierung oder aller
drei ist ein Prozess der Erkundung durch Menschen, die aus verschiedenen
Gründen unsicher sind, noch erforschen und besorgt darüber sind, sich ein
soziales Etikett aufzudrücken.
+ = z. B. pansexuell - auch eine sexuelle Orientierung. Dabei trifft die
Personen in ihrem Begehren keine Vorauswahl nach Geschlecht bzw. Geschlechtsidentität.
Außerdem gibt es auch Menschen, die sich gar keinem Geschlecht zugehörig fühlen
und noch viele weitere sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten,
deren Erklärung hier jedoch den Rahmen sprengen würden - deswegen lest euch
unbedingt diesen
Artikel durch, wenn ihr mehr darüber erfahren möchtet. Es kann
nämlich ganz schön verwirrend sein, finde ich! Fakt ist jedoch, dass all diese
Begriffe mit dem Geschlecht und der sexuellen Orientierung zu tun haben.
Coming-Out:
Coming-out oder Comingout (englisch für „herauskommen“, sinngemäß
„absichtliches, bewusstes Öffentlichmachen“) bezeichnet den Prozess einer
Person, sich zu ihrer sexuellen Identität oder ihrer Geschlechtsidentität im
privaten oder öffentlichen Kreis zu bekennen, wenn diese von der
gesellschaftlich festgelegten Geschlechterrolle abweicht, das aber vorher nicht
bekannt war oder nicht bekannt sein sollte. // via wikipedia
Film/Serien/Doku Empfehlungen:
- Doku: Disclosure - Hollywoods Bild von Transgender (war für mich ein mindblow!)
- Serien: Pride, You Me Her, Orange is the new Black
- Filme: Nur die halbe Geschichte, The Boys in the Band, Elisa und Marcela, Call me by your name - YouTube: Top 20 safest Countries for LGBTQ+-Community & worst 25 Countriest for LGBTQ+ - Community
***
1. Wie, wo und wann haben Arthur und du euch kennengelernt und
verliebt?
Arthur und ich haben uns auf einer Online-Dating Plattform kennengelernt.
Zu diesem Zeitpunkt wohnten wir beide in Leipzig und Arthur, der Brasilianer
ist, lebte seit 5 Jahren in Deutschland. Unser erstes Date hatten wir nach
meiner Spätschicht, damals habe ich bei Otto gearbeitet. Wir haben uns
getroffen, haben Wein getrunken und die ganze Nacht geredet. Es hat von Anfang
an geflowt und wir haben uns super verstanden. Jedoch zog Arthur ca. 2 Monate
später nach Berlin und ich wollte keine Fernbeziehung. Trotzdem waren wir im
Kontakt und einigen Monaten später waren wir ein Paar.
2. Wart ihr zu diesem Zeitpunkt schon geoutet? Wart ihr schon immer schwul oder
hattet ihr sogar frühere Beziehungen mit einer Frau und habt es erst danach
herausgefunden?
Wir waren beide schon geoutet und hatten auch schon vorherige Beziehungen.
Jedoch nie mit einer Frau.
3. Wann und wieso habt ihr beschlossen Nomaden zu werden? Gab es einen
Schlüsselmoment?
Als wir über unsere gemeinsame Zukunft sprachen, stellte sich heraus dass
es für Arthur keine Option ist einen 9-to-5-Job zu haben und inspirierte mich
mit der Idee, ein Digitaler Nomade zu werden. Das war zu dieser Zeit recht
populär und im Sommer 2017 beschlossen wir, auch welche zu werden und uns
gemeinsam etwas online aufzubauen. Im November 2017 haben wir dann unseren
ersten Flug von Frankfurt nach Brasilien für August 2018 gebucht - somit hatten
wir genug Vorbereitungszeit aber eben auch eine Deadline. Ich war zu diesem
Zeitpunkt noch nie außerhalb von Europa. Insgesamt haben wir unsere Weltreise
ca. 1 Jahr im Voraus geplant.
4. War es für euch schon immer klar, dass ihr zusammen reisen wollt?
Ja das war schon immer klar. Auch wenn wir 24/7 zusammen verbringen, macht
es uns nicht aus. Wir geben uns genügend Freiräume. Wir haben jedoch schon mal
darüber gesprochen, ob wir mal für ein paar Tage oder eine Woche getrennt
reisen. Vorstellen könnte ich es mir, jedoch glaube ich, dass ich Arthur nach
wenigen Tagen schrecklich vermissen würde.
5. Bitte nenne mir bitte drei Highlights eurer gemeinsamen Südamerika
Reise!
1. Als wir mit unserem Bus Trudi von Chile nach Bolivien über die Anden
gefahren sind - die Natur war einfach unglaublich! Es waren keine
leichten Tage, aufgrund technischer Probleme, aber dafür sehr intensive, die zu
den schönsten meines Lebens gehören.
2. Als ich das erste Mal aus dem Flugzeug stieg und meine Füße brasilianischen
Boden berührten. Wir kamen etwas unterhalb des Amazonas in Recife an. Aufgrund
der hohen Luftfeuchtigkeit war es als würde man gegen eine Wand laufen und ich
fühlte mich wie in einer Orangerie.
3. Als wir Trundi wieder zurück nach Brasilien gebracht haben. Das waren
ca. 5-6.000 Kilometer und Trudi war total kaputt. Als wir die Grenze von
Bolivien nach Brasilien überquert haben, konnten wir nicht glauben, dass wir es
tatsächlich geschafft hatten.
6. Und was waren eure drei Lowlights?
1. Als wir ausgeraubt wurden! Danach hatten wir zero Money, keine
Reisepässe mehr, 3 Festplatten, Laptop und alles was wir besessen hatten weg.
Teilweise war es unsere Schuld weil wir total müde waren, denn folgendes ist
passiert: Wir waren im Bus in Richtung Lima, der Hauptstadt Perus und hatten
die Taschen mit unseren Wertsachen zwischen unseren Beinen, als ein Mann von
der Busgesellschaft, so dachten wir jedenfalls, kam und uns sagte, es wäre
Wasser im Bus ausgelaufen. Wir sollten unsere Taschen dann in die Gepäckablage
über uns deponieren, damit sie nicht nass wurden. Wir haben auf diese Person
gehört, da wir total müde waren und nicht näher darüber nachgedacht haben.
Kurze Zeit später schöpfte Arthur Verdacht - aber da war es schon zu spät, die
Taschen waren weg!
2. Als Trundi so kaputt war, dass wir fast gestrandet wären. Wir sind nur
mit ach und Krach in Sucre, der Hauptstadt von Bolivien angekommen. Auf den Weg
dorthin ging außerdem die Gangschaltung kaputt. Wir hatten nicht das Geld,
Trudi zu reparieren und konnten auch niemanden um Geld bitten, da wir dies
bereits einige Zeit zuvor, aufgrund unseres Ausraub, getan hatten. Arthur hat
es dann, zusammen mit einem Nachbarsjungen, geschafft den kompletten Motor
auszubauen und durch einen neuen zu ersetzen, so dass wir weiter fahren
konnten.
3. Probleme an der Grenze von Peru nach Bolivien - da Arthur mit einem
anderen Reisepass eingereist ist (er hat einen italienischen und brasilianischen
Pass) als ausreisen, diesen jedoch aufgrund des Raubs nicht mehr hatte, wollten
ihn die Beamten nicht über die Grenze lassen. Es sollte zurück in die
Hauptstadt und sich von der Botschaft eine Ausreisegenehmigung ausstellen
lassen. Da wir diese Kosten jedoch nicht tragen konnten - es wären jeweils 100
Euro pro Flug gewesen plus Hotelkosten, waren wir für einen Tag zwischendrin
gefangen, bis sie uns endlich haben ausreisen lassen.
7. War das Ausgeraubt sein also euer worst-case Szenario?
Arthur würden sagen ja, ich jedoch empfand es nicht als worst-case. Viel schlimmer
fand ich es, dass Trudi den Geist aufgab und wir abhängig von diesem Auto
waren. Jedoch entstand aus all diesen "schlimmen" Momenten auch viel
Gutes. Ohne diese Momente wären wir jetzt nicht dort, wo wir gerade sind. Es
hätte viel schlimmer sein können z. B. hätten uns Menschen mit Pistolen
bedrohen können, aber das ist zum Glück nie passiert. Wir haben außerdem
regelmäßig Geld an Polizisten gezahlt, damit sie uns weiterfahren lassen, aber
daran haben wir uns irgendwann gewöhnt.
8. Denkt ihr es gibt Unterschiede beim Reisen von heterosexuellen und LGBTQ
Paaren? Wenn ja, welche?
Ja, ich denke es gibt Unterschiede, allerdings nicht unbedingt wenn man
schwul ist, da man es einem nicht ansieht. Ich denke für Transgender oder
Lesben, könnten es schwieriger und gefährlicher sein.
Kolja erwähnt hierbei Morde in Rio de Janeiro an Trans*-Personen und da ich
darüber nichts wusste, habe ich recherchiert und bin auf folgenden Artikel gestoßen -> Morde an Trans Personen im Jahr 2020. Dabei haben mich am meisten folgende beide Sätze überrascht und schockiert:
"Der
Organisation Transgender Europe zufolge war Brasilien auch 2020 das Land, in
dem die meisten Morde an trans Personen stattfanden – im 13. Jahr in Folge." und "Wir haben 2021 schon
elf Morde und sieben Mordversuche. Das sind 18 Vorfälle in 29 Tagen. Das ist
wirklich besorgniserregend".
Hierbei wurden die meisten Morde an
Schwarzen Trans* Personen verübt. - I mean, wtf? Warum
es Lesben schwieriger haben könnten im Gegensatz zu Schwulen? Kolja vermutet
aufgrund der Südamerikanischen Kultur die vom Patriarchat und vor allem Machos
geprägt ist. Wo wir wieder bei Isabel Allende und meiner Einleitung wären ;)
Kolja erzählt außerdem weiter: Wir sind zwei weiße, männliche Europäer und man sieht
uns unsere Homosexualität nicht an. Auch wenn wir mal Händchen halten, wenn wir
uns danach fühlen oder uns einen Kuss geben. Bei Lesben und Trans*-Personen ist
das offensichtlicher. Ich sehe eher den Klassismus und Rassismus. Vor allem in
Lima, der Hauptstadt Perus, gibt es eine weiße elitäre Oberschicht. In Bolivien
und Brasilien sind in den Medien und auf den Straßen hauptsächlich weiße
Menschen vertreten.
9. Habt ihr Diskriminierung in Südamerika oder generell auf eurer bisherigen
Weltreise erlebt? Habt ihr z. B. Unterschiede zwischen Südamerika und Europa
bemerkt?
Wir haben als Schwule in Südamerika keine schlechten Erfahrungen gemacht
und wurden überall mit offenen Armen empfangen. Egal ob wir in Airbnbs oder
Hostels übernachtet haben. Wir haben also keine Angst deswegen gehabt. Die
Menschen in Südamerika sind sehr liberal, was das angeht. Im Gegensatz zur
Ukraine, dort haben wir uns unwohl gefühlt. Nicht weil etwas passiert ist, aber
wir hatten einfach das Gefühl das es dort nicht so akzeptiert ist. Zu den
Unterschieden kann ich noch hinzufügen, dass z. B. Brasilien schon Jahre vor
Deutschland Gesetze für die gleichgeschlechtliche Ehe und Adoption erlassen hat
- die Gesetzgebung war schon ganz weit vorne. Jedoch weiß ich auch, dass es
nicht von allen so angenommen wird. Als Reisender ist so etwas jedoch immer
schwer einzuschätzen, da man dort ja nicht lebt.
10. Was war euer bisheriges schönstes Erlebnis als Paar?
Der 12. August 2018 - als wir gemeinsam aus dem Flugzeug gestiegen sind und
unser bisher größtes Abenteuer begann. Mittlerweile leben wir unseren Traum,
haben keine Ängste mehr und sind in unserem Nomadenleben angekommen.
11. Was hat euch am meisten zusammenwachsen lassen?
Ich könnte jetzt natürlich sagen die Reise mit Trudi und ausgeraubt zu werden,
aber tatsächlich war es unsere Herangehensweise wie wir Probleme gelöst haben
und immer noch tun. Wir haben einen neuen Weg gefunden zu kommunizieren, der
ganz natürlich entstanden ist und sich mit der Zeit entwickelt hat. Das war neu
für uns. Wir sind jetzt zielorientierter und lösen das Problem gemeinsam.
12. Wie pflegt ihr eure Beziehung?
Wir versuchen uns regelmäßig zu "daten" und zusammen Zeit zu
verbringen. Wie Paartherapie, nur ohne Therapeut. Ohne Fernsehen, Film oder
andere Ablenkungen, nur Wein und Real Talk. Außerdem helfen die vielen tollen
Erlebnisse die wir auf unseren Reisen haben.
13. Was macht ihr eigentlich Beruflich?
Wir arbeiten in der Suchmaschinen Optimierung für YouTube. Nicht direkt für
YouTube, sondern für Klienten, die uns beauftragen ihre Metadaten ihrer YouTube
Videos zu verbessern. Mittlerweile haben wir sogar ein kleines Team – eine Engländerin,
eine Deutsche und seit neuestem auch einen Mexikaner.
14. Würden ihr in Länder reisen, von denen ihr wisst, dass sie Homophob
sind wie z. B. Russland?
Anmerkung: In Russland kann man seit 2013 dafür bestraft werden, wenn man
sich in Anwesenheit von Minderjährigen positiv über Schwule oder Lesben äußert
(um nur ein Beispiel zu nennen)
Generell gehe ich mit der Annahme durch die Welt, dass 99,9 % der Menschen
gut sind und es nicht auf die Gesetzeslage des Landes ankommt. Deswegen
dachte ich, dass es mir nichts ausmachen würde. Es mich deshalb überrascht,
dass es mich stören hat, als wir in der Ukraine waren und ich mich dort
unwohl fühlte. Wir hatten uns zuvor auf der Seite des Auswärtigen Amtes informiert
- so wie wir es vor jeder Reise tun - und dort stand zwar, dass man sich nicht
als homosexuelles Paar in der Öffentlichkeit zeigen sollte, aber ich habe
es nicht so ernst genommen. Als wir dort waren haben wir uns jedoch schon sehr
eingeschränkt gefühlt, obwohl es von der Gesetzgebung nicht verboten ist.
Länder wie z. B. Russland in denen es verboten ist, sind für mich ein No-Go. Obwohl
mich St. Petersburg sehr interessiert und ich dort gerne einmal hinreisen
würde. Ich würde jedoch dann nicht im Land reisen, sondern nur für ein paar
Tage die Stadt besuchen und dann wieder ausreisen. Ich würde auch gerne nach
Indonesien reisen, auch wenn Homosexualität in einigen Provinzen dort verboten
ist. Somit kann ich es nicht pauschalisieren und würde es individuell
entscheiden, abhängig davon wie sehr mich das Land und die Kultur dort interessiert.
Für ein paar Tage/Wochen kann ich mir auch vorstellen, mich an die Gesetze dort
zu halten.
15. Denkt ihr es gibt besonders LGBTQ+-freundliche Länder? Wenn ja, welche?
In Südamerika würde ich Argentinien, Uruguay und Brasilien besonders
empfehlen, denke jedoch das alle anderen Länder in Südamerika ebenfalls
LGBTQ+-freundlich sind. Vor allem in Rio de Janeiro/Brasilien kann man, denke
ich, in der Homo-Szene richtig viel Spaß haben! Besonders ist auch Uruguay,
da es dort quasi keine Kirche gibt und der Großteil der Bevölkerung Atheisten
sind. Es ist eines der liberalsten Länder, dort ist zum Beispiel auch Marihuana
legal. Ein super cooles Land, das ich sehr empfehlen kann!
16. Habt ihr Tipps für angehende digitale Nomaden, egal ob hetero oder LGBTQ+?
Was ist eure Botschaft im Leben? Was möchtet ihr mit YouTube und Social Media
erreichen?
Ich möchte
zeigen, dass es eine Alternative zum 9-to-5-Job gibt. Das Nomadenleben ist
bestimmt nicht für jeden etwas, aber es kann eine Möglichkeit sein, wenn man
unzufrieden in seinem Angestellten Dasein ist. Es könnte eine Lösung sein, mal etwas
komplett anderes zu machen. Manchmal ist es auch notwendig, seinen Alltag und
sein Umfeld zu verlassen und etwas zu machen, dass seinem Herzen entspricht. Ich
möchte gar nicht sagen, dass es die ultimative Lösung ist oder der eine Weg –
aber es ist ein definitiv ein Weg, aus der Gesellschaft auszubrechen – es muss
ja nicht für immer sein. Es kann eine gute Möglichkeit sein, herauszufinden was
einem gefällt und was nicht – am Nomadenleben und allgemein. Ich musste
mich aus dem Arbeitnehmerleben komplett raus zwingen und es war eine krass gute
Entscheidung. Für mich persönlich war es der absolut richtige Weg. Wenn du also
unzufrieden bist in deinem Leben, dann verändere doch was! Vielleicht auch
etwas großes, dass dir Angst macht. Im Zweifel wird’s gut! It could be amazing!
pflegt einer unserer Freunde zu sagen. Ich finde das ist so ein schöner Satz. Falls
man Zweifel hat, sollte man sich diesen ins Gedächtnis rufen. Es gibt so viel Schönes
auf der Welt, doch die Menschen trauen sich nicht und wollen sich nicht aus
ihrer Komfortzone bewegen – ich verstehe das, denn mir ging es über 30 Jahre
auch so. Das krasseste ist jedoch, egal wie viele Menschen du fragst, niemand
der sowas mal angeht, bereut es! Denn wenn du deinem Herzen folgst, deinem
Bauchgefühl und einfach mal was machst, dass sich richtig anfühlt, dann kann es
nur gut werden!
Vielen Dank nochmal an Kolja für dieses tolle Interview! Es hat mir großen Spaß gemacht, diese Fragen zu stellen und ich bin sehr dankbar dafür, dass sie Kolja so schön, ehrlich und voller Optimismus beantwortet hat. Leider ist das Thema Homophobie und Transphobie, auch wenn wir im Jahr 2021 angekommen sind, ja immer noch ein Thema und ich wollte hiermit nicht nur die LGBTQ+-Community unterstützen, zu der ich übrigens auch gehöre, sondern vor allem Awarness für diese Thematik schaffen, Liebe und Verständnis verteilen! Und welcher Tag eignet sich hierfür besser als der Valentinstag? #spreadlove
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn du ein Kommentar hinterlässt, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google. Mit dem Abschicken deines Kommentars bestätigst du, dass du die Datenschutzerklärungen gelesen und akzeptiert hast.
Wenn Du die Kommentare zu diesem Beitrag durch Setzen des Häkchens abonnierst, informiert Dich Google durch eine Mail an die in Deinem Googleprofil hinterlegte Mail-Adresse. Durch Entfernen des Hakens löscht Du Dein Abonnement wieder. Du hast aber auch die Möglichkeit Dich in der Mail, die Dich über einen neuen Kommentar informiert, über einen Link wieder abzumelden.