Reisen als Musiker & Crowdfunding während einer Pandemie - Interview mit Fred Martin
Es war einmal ein junges Mädchen, das gerne auf Reggae Partys ging. Und wenn sie sich nicht zu den karibischen Rhythmen bewegte und laut "Big up" schrie, dann lauschte sie den Radio Shows des heimischen Soundsystems
und träumte davon, eines Tages nach Jamaika zu reisen und Bob Marley's
Kinder, am liebsten jedoch Damian Marley, zu interviewen. Oder Gentleman
und Seeed - ihre deutschen Reagge Lieblingskünstler. Stattdessen
schrieb sie über Musiker wie Iriepathie, Ras Muhamad, Miwata, Jah Phil, Sara Lugo, Banda Senderos, Raggabund sowie über Festivals in und außerhalbs
ihrer Stadt Karlsruhe. Eines Tages erfüllte sich dann einer ihrer
größten musikalischen Träume: das Mädchen ging das erste Mal auf das
größte Reagge Festival Europas! "Summerjam" it is called und natürlich veröffentliche sie darüber einen ausführlichen Beitrag auf ihrem Blog.
Lange
lange ist es her, dass das Mädchen, dass nun eine junge Erwachsene Frau
ist (im Herzen aber immer noch das kleine Mädchen mit großen Träumen)
über ihre Leidenschaft - die Musik auf ihrem Blog schrieb. Doch heute
ändert sich das. Denn *Trommelwirbel*, auch wenn ich keinen bekannten
Reggae Künstler interviewen konnte, so habe ich sofort an Fred Martin
denken müssen, als ich beschloss, endlich mal wieder über Musik zu
schreiben. Fred Martin's Musik lernte ich über Instagram kennen und
lieben. Seine Stimme traf mich direkt ins Herz und in meine Beine, denn
tanzen, vor allem mit meinem Hula Hoop, ist seit dem zweiten Lockdown im
November, zu meine große Leidenschaft geworden #danceitout. Deswegen
kann ich es kaum erwarten, bis endlich sein erstes Album rauskommt und
ich dazu hula-tanzen kann (wer weiß, vielleicht darf ich ja auch auf
seinem Release Konzert Background Hula Hoop Tänzerin sein? Wie wärs
Fred?)! Hierzu und über sein Musiker Leben während Corona habe ich ihn befragen dürfen - viel Freude mit dem Interview!
Interview mit Fred Martin
Für
alle meine Leser*innen, die dich noch nicht kennen: Wer bist du
eigentlich, was machst du und wieso machst du das was du machst?
Fred: Ich bin Fred Martin (Künstlername), Musiker, Songwriter, DJ, reise gerne und arbeite momentan an meinem ersten Album "Ride into the Sunset",
das von meiner USA Reise inspiriert wurde. Außerdem mache ich
Straßenmusik, spiele auf Hochzeiten, Bars, Pubs - Musik ist meine
Leidenschaft und mein Beruf. Momentan bin ich in Irland und bald geht es
zurück nach Deutschland, meine Heimat.
Wie würdest du deine musikalischen Anfänge beschreiben? Wer hat dich beeinflusst?
Fred:
Als ich 12/13 Jahre, eher spät wie ich finde, hat mir meine Oma Klavier
spielen beigebracht. Parallel dazu habe ich angefangen Gitarre zu
spielen, mittlerweile mein Hauptinstrument. Ich habe schon von Anfang
an, aus Reflex, gespielt und dazu gesungen, mit 18/19 Jahren hatte ich
dann auch ein paar Gesangsstunden, um mehr aus meiner Stimme
rauszuholen. Jedoch habe ich immer alles intuitiv gemacht, viel geübt
und ausprobiert und einfach Spaß dabei gehabt. Irgendwann habe ich dann
angefangen in Hamburg (meine Heimatstadt) Straßenmusik zu machen und kam
dadurch auch recht schnell in Bars und wurde als DJ und auf Hochzeiten
gebucht.
Ich habe auf
deinem Instagram Account gesehen, dass du auch viel Straßenmusik in
Irland gemacht hast. Bitte erzähle uns mehr davon. Was genau hast du
dort gemacht und wieso warst du dort? Wie viel verdient man als
Straßenmusiker?
Fred:
Ich war in Irland um mit meiner irischen Freundin Lauren Zeit zu
verbringen. Straßenmusik haben meine Band und ich im Januar 2021, für
einen Monat, in Galway gemacht. Wir haben jeden Tag bei Salt Hill
gespielt. An unserem besten Tag haben wir dort 300 € erspielt, da die
Voraussetzungen dafür super waren. Natürlich variiert der Betrag immer,
es ist also schwierig zu sagen. Ich denke jedoch, dass 100 Euro für 1-2
Stunden Straßenmusik richtig gut sind. Das ist aber nicht die
Hauptmotivation für uns. In erster Linie geht es darum den Menschen
etwas zu geben und Spaß zu haben! Die Stimmung in Irland war eine andere
als in Deutschland. Eine Frau ist regelmäßig vorbei gekommen und hat
uns Geld gegeben und eine andere Frau hat uns einen Zeitungsartikel, der
über uns veröffentlich wurde, gezeigt. Wir wussten nicht, dass über uns
geschrieben wurde und fanden es super schön, so angenommen zu werden.
Es war eine wunderschöne Zeit dort.
Du
hast am Anfang erwähnt, dass viele Songs deines Albums auf deiner USA
Reise entstanden sind. Wie kam es dazu und welche Orte hast du besucht?
Fred:
Es war schon immer mein Traum eine USA Reise zu machen und 2019 habe
ich beschlossen, diesen wahr werden zu lassen. Meine Freundin Lauren
hatte die Idee ein Wohnmobil oder einen Van zu kaufen, damit wir unser
Zuhause immer dabei haben und uns nicht um Hotels kümmern müssen. Also
bin ich vorausgeflogen und habe ein Wohnmobil, Baujahr 1985, über
cracklist (so ähnlich wie ebay kleinanzeigen) gekauft und Lauren ist
nachgekommen. Zusammen sind wir dann von Los Angeles nach Santa Monica,
San Diego und nach Mexiko gereist. Am Ende unserer Reise haben wir das
Wohnmobil wieder in Los Angeles verkauft. Auf der Reise sind viele Songs
spontan entstanden, zum Beispiel als unser Van nach nur wenigen Wochen
kaputt ging und wir in einem McDonald Restaurant in der Nähe der
Werkstatt gestranden sind. Diese "Krise" hat uns für einen Song
inspiriert. Lauren hat mir geholfen, weil sie Native Speakerin ist.
Ansonsten war es nicht geplant. Wir waren einfach im Flow und
inspiriert.
Lauren
betritt den Raum mit ihrer Katze (wichtiger Fakt) und ich frage sie: Du
bist ein Songwriter Beginner oder? Wie war diese Erfahrung für dich?
Lauren:
Ich würde mich nicht als Songwriterin beschreiben. Ich habe es einfach
schon immer geliebt zu schreiben (z.B. Journal) und es bot sich an, da
ich besser Englisch kann als Fred. Also haben wir uns zusammen
inspirieren lassen und es hat super geklappt und Spaß gemacht.
Außerdem
wart ihr auch für 3 Monate in Spanien unterwegs, jetzt während der
Pandemie. Was habt ihr dort gemacht und wieso seid ihr dorthin gereist?
Fred:
In Spanien haben wir hauptsächlich an der Crowdfunding Kampagne
gearbeitet und Videos gedreht. Außerdem wurde es uns in Irland zu kalt
und wir wollten das warme Wetter in Spanien genießen. Straßenmusik haben
wir eher wenig gemacht, da der Vibe ein anderer war, aber als wir
einmal am Strand gespielt haben, trafen wir Lara - die Foto- und
Videografin ist und die uns dann geholfen hat, weil wir uns so gut
verstanden haben. Ich denke das war Law of Attraction - man zieht einfach die gleichen Leute an / mit dem selben Vibe und das war sehr cool und hilfreich.
Da
du gerade Law of Attraction erwähnt hast, würde mich interessieren ob
du Buddhist bist oder wie würdest du deine Lebensphilosophie
beschreiben?
Fred:
Ich interessiere mich sehr für den Buddhismus und habe bereits Kurse,
Workshops und Retreats besucht. Ich versuche auch regelmäßig zu
Meditieren und kann nur jedem empfehlen, es auszuprobieren. Außerdem
haben Lauren und ich Lama Olé im Diamond Way Zentrum
im Allgäu getroffen und uns damit näher befasst. Ich glaube an die
Buddhistische Philosophie und wir waren in Spanien auch in einem
Buddhistischen Zentrum. Dort ist auch einer meiner Songs entstanden.
Das heißt, der Buddhismus beeinflusst auch deine Musik? Inwiefern? Singst du auch Mantras oder hast Erfahrung damit?
Fred: Wie bereits erwähnt, habe ich einen Song in Buddhistischen Zentrum in Spanien geschrieben und zum Beispiel Lines wie "yesterday is history, today is a gift"
eingebaut. Ich habe versucht, einige Weisheiten in diesem Lied zu
verpacken. So simple sie auch klingen mögen, denke ich, dass man
manchmal einfach daran erinnert werden muss, weil man so schnell vom
Alltagsleben abgelenkt wird. Mit Mantras habe ich wenig Erfahrung, aber
ich habe schon ein paar Mal das "Schwarze Mantel Mantra" vom Diamond Way gesungen.
Wie
wir gerade erfahren haben, bist du während Corona viel gereist. Du
warst zunächst in Irland und dann in Spanien. Aber wie kam es überhaupt
dazu? Viele verreisen ja gerade wegen der Pandemie gar nicht...
Fred:
Als die Pandemie begann, sind viele Auftritte ausgefallen und abgesehen
davon, hatte ich kaum Verpflichtungen in Deutschland. Ich hatte keine
Lust, die Pandemie in meiner kleinen Wohnung in Hamburg abzusitzen und
da Lauren und ich eine Fernbeziehung führen, hatten wir uns aufgrund
Corona 6 Monate nicht gesehen. Deswegen wollte ich sie natürlich so
schnell wie möglich besuchen. Auf Dauer macht eine Fernbeziehung keinen
Spaß, da man viel Reisen / Pendeln muss, trotz Video Chats. Man muss
sich auch auf die Kultur einlassen und man sollte einen langfristigen
gemeinsamen Plan haben. Es war mir wichtig Zeit mit gleichgesinnten
Menschen zu verbringen, die auf meiner Wellenlänge sind, in meinem Alter
- also kam auch meine Band nach. So bin ich bisher auch gut durch die
Corona Zeit gekommen.
Welche Tipps würdest du Musiker*innen oder Menschen, die auch so gerne frei leben und Reisen möchten geben?
Fred: Als
erstes würde ich raten, seine fix Kosten zu senken. Ich habe zum
Beispiel meine Wohung untervermietet, während ich Reisen bin und auch um
die Kosten für mein Auto muss ich mich nicht kümmern, da ich jemanden
gefunden habe, der diese übernimmt. Erparnisse sind natürlich auch immer
hilfreich aber am besten ist ein passives Einkommen. Egal ob man einen
Online Shop hat oder ein anderes Online Business. Mit Straßenmusik kann
man sich auch etwas dazu verdienen, aber auf Geld allein kommt es nicht
an. Man muss offen sein und seine Komfort Zone verlassen, Mut haben,
Menschen kennenlernen und sich mit ihnen connecten. Außerdem sollte man
sich immer daran erinnern, wie priviligiert man ist und mit dem was man
hat, zufrieden sein. Man sollte sein Glück im Inneren finden und nicht
im Außen suchen.
Kommen
wir jetzt zu deinem Crowdfunding und deinem ersten Album! Erzähl mal,
was ist Crowdfunding eigentlich und wie funktioniert das genau? Was muss
man dabei beachten? Was ist deine Erfahrung damit und wieso hast du
dich dafür entschieden?
Fred: Crowdfunding
ist im Prinzip eine Vorfinanzierung eines Projekt mit Hilfe der Crowd.
Man startet ein Projekt, in meinem Fall, ein Album und fragt daraufhin
seine Crowd ob sie Teil davon sein wollen, in dem Sie einen finanziell
unterstützen. Als Dank für die Unterstützung gibt es dann ein oder
mehrere Goodies. In meinem Fall die CD und ein Release Konzert. Das gute
ist auch, das wenn das Projekt scheitert, das Geld nicht eingezogen
wird - man hat als Unterstützer als kein Risiko. Ich habe mich dafür
entschieden, da ich durch Corona Schwierigkeiten hatte mein Album, an
dem ich seit 2 Jahren arbeite, fertig zu stellen und ich meine Fans beim
letzten Schritt miteinbinden wollte.
Im Vorfeld muss man sich natürlich viele Gedanken machen
wie z. B. seine Zielgruppe, die verschiedenen Kosten für das mixen, die
Musiker, das Material (der Druck von 1.000 CDs kostet beispielsweise
1.300 EUR). Aber auch über die Dauer der Crowdfunding Kampagne - bei
Startnext ist die maximale Dauer 3 Monate. Es wird jedoch empfohlen, sie
möglichst kurz zu halten, damit die Spannung nicht verloren geht.
Deswegen habe ich mich für 33 Tage entschieden und sie im Februar
gestartet. Weihnachten wäre zum Beispiel kein guter Zeitpunkt gewesen
und auch der Januar erschien mir zu dunkel und unfreundlich dafür. Man
muss auch wissen, wie man mit der Crowd kommunizieren möchte und
Marketing betreiben.
Meine Erfahrung war sehr nervenaufreibend.
Erst hat es langsam angefangen, dann wurde es immer mehr. Jedoch war es
bis zum Schluss knapp. Zum Glück haben mich meine Freundin Lauren,
meine Band, meine Freunde und Familie unterstützt. Ich habe auch
regelmäßig meditiert und Spaziergänge gemacht um runter zu kommen. Am
Ende war meine Kamapgne erfolgreich und wir haben den gewünschten Betrag
erreicht! Aber auch wenn es nicht geklappt hätte, habe ich dadurch sehr
vieles gelernt. Deswegen würde ich es jedem weiter empfehlen!
Mit meiner Musik Kollegin Katja habe ich außerdem regelmäßig Instagram Live Session gemacht und demnächst werden wir auch die "Crowdfunding Academy" launchen. Für alle, die ebenfalls ein Crowdfunding durchführen wollen und sich dabei Unterstützung wünschen.
Du
hast auch einen Teil deiner Crowdfunding Summe gespendet. Welche
Organisation hast du dafür ausgewählt und wieso? Wie lief das ab?
Fred: Ich habe mich für die Organisation World Vision ( https://mywv.worldvision.org/ ) entschieden, weil der größte Teil der Spenden auch tatsächlich dort ankommt. Es geht um Kinder und deren Zukunft. Ein kleiner Betrag kann hier so einen großen Unterschied machen. Ich bin durch eine Freundin drauf aufmerksam geworden und hab
dann die Website abgecheckt. Sehr coole Projekte. Ich will auf jeden
Fall weiter unterstützen. Für jedes meiner verkauften Alben gehen 50% an
den guten Zweck (also bei 20€ gehen nur 10€ an mich und decken somit die Kosten). Die Summe waren ca. 500 €, ich hab das einfach online geschickt an die Organisation und alle Crowdfunder per Mail Bescheid gegeben.
Letzte Frage: Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
Fred: In
zwei Wochen geht es erstmal nach Hamburg. Dort werde ich im Sommer auf
einigen Hochzeiten spielen. Ich hoffe, dass ich auch mein Veröfflichungs
Konzert und bestenfalls auch eine Tour geben kann. Nach Weihnachten
möchten Lauren und ich dann gerne nach Südostasien reisen.
Ich freue mich schon sehr auf dein Konzert *toitoitoi* und habe mir natürlich eine Konzertkarte gesichert,
denn ich war einer der ersten Crowdfunding Supporterinnen hihi! Ich
vermisse es nämlich sehr auf Konzerte zu gehen, mitzusingen, zu tanzen
und neue gleichgesinnte Musik liebende Menschen kennezulernen.
Da hast du wirklich tolle und inspirierende Musiker vorgestellt/interviewed! Gerade, da ich Amerika so liebe, hätte ich gerne noch viel mehr Amerika Geschichten (und was da für Songs entstanden sind) gelesen. ;)
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Mein Name ist Jasmin und ich bin eine Geschichtenerzählerin mit Fernweh. Schön das du hier bist! Falls du mehr über mich erfahren möchtest besuche gerne meine "Über mich" Seite.
Da hast du wirklich tolle und inspirierende Musiker vorgestellt/interviewed! Gerade, da ich Amerika so liebe, hätte ich gerne noch viel mehr Amerika Geschichten (und was da für Songs entstanden sind) gelesen. ;)
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