„Was
ist nur mit den Frauen los?“ beklagte er sich und schaute sie dabei an.
„Die
eine betrügt ihren Freund mit mir und die andere hat mich gefriendzoned, dabei
verhält sie sich überhaupt nicht so“, frustriert nahm er einen Schluck aus der
Tasse.
„Hmm“
machte sie. „Schwierige Situation. Ich kenne die Frauen nicht. Außerdem:
als ob ich die Antwort wüsste. Ich bin 30, Single und lebe im Kinderzimmer
meines Neffen“ antwortete sie lachend.
Dann sagte sie ernst: „Irgendwie
sind wir alle verletzte kleine Kinder, die sich nach Liebe sehen, sie aber
nicht bekommen. Deine eine Frau, hat nicht den Mut ihre Beziehung zu beenden.
Kann ich nachvollziehen. Sie hat sich ein Leben mit ihrem Partner aufgebaut und
auch ein Business. Bei der anderen würde ich auf Beziehungstyp Rebel tippen.
Ich kann dir da ein Buch empfehlen…“
„Ich
möchte einfach nur eine Frau, die sich commited. Die zu mir steht. Und nicht
denkt, ich habe 100 andere Frauen gleichzeitig und sich davon angegriffen fühlt. So ist es nämlich nicht. Ich möchte gerne monogam sein, doch wenn ich von der einen nicht
das bekomme, was ich will, suche ich mir eben eine andere. Am
Ende sitze ich trotzdem immer alleine zu Hause."
„Ich
kann mir gut vorstellen, wieso diese Frauen so denken. Also erstens sind diese
Frauen wohl grundsätzlich unsicher. Sie haben einen geringen Selbstwert und wissen
nicht, was sie wollen und/oder woran sie bei dir sind. Zweitens bist du halt
ein charismatischer Typ und redest mit allen – klassisch extrovertiert. Das hat
mich bei meinem Ex damals auch verunsichert. Ich habe jedes Gespräch mit einer
Frau als flirten aufgenommen. Bullshit. Dabei war mein Ex in mich verliebt
und hat mir das auch gezeigt. Das Frauenhirn checkt das oft nicht. Ohne jetzt
zu verallgemeinern, ich hatte viele Gespräche mit meinen Freundinnen darüber, die ähnlich Gefühle hatten.
Wenn wir davon überzeugt sind, dass der Partner oder Schwarm flirtet, dann ist
das so. Total dämlich. Anstatt das Gespräch zu suchen und nachzufragen – viel
zu scary! Ich bin froh, dass ich keine 20 mehr bin und das überwunden habe.
Radikale offene Kommunikation, mein Freund, ich sag’s dir, das ist der Weg zum
Glück. Egal wie scary es ist. Wie Brene Brown so schön sagt: Verletzlichkeit macht stark.
„Und
trotzdem wohnst du jetzt bei deiner Familie und nicht bei einem Lover oder
Partner."
„Richtig.
Irgendwie habe ich mich wohl dafür entschieden. Unterbewusst oder bewusst. 99%
der Entscheidungen sind unterbewusst, verrückt, oder? Nach meiner letzten
Trennung, sagte ich mir, mein zukünftiger Partner oder meine zukünftige Partnerin
wohnt nicht in Deutschland. Ich glaube immer noch fest daran. Ich möchte auch
nicht mehr in Deutschland leben, also würde es eh keinen Sinn machen. Wir
ziehen das an, woran wir glauben. Was wir denken, verdient zu haben. Denkst du,
du hast diese Frauen verdient? Dieses Drama? Ich würde dir raten, einen
Schlussstrich zu ziehen. Ich möchte dich nicht weiter leiden sehen. Doch ich
weiß, wie schwer das sein kann…“
„Hast
du eigentlich schon mal eine Frau gedatet?“ wechselte er das Thema.
„Oh
Gott nein! Ich habe keine Ahnung wie man das macht“ lachte sie.
„Und
ich bin auch echt ein Schisser. Ich wollte in Madrid in das LGBTQ Viertel gehen,
dort etwas trinken und versuchen Leute kennenzulernen. Ging aber nicht, zu viel
Social Anxiety. Wie weird ist es bitte, allein etwas trinken zu gehen?“
„Dann
müssen wir wohl zusammen in eine LGBTQ+ Bar oder so“, lächelte er.
„Das
würdest du für mich tun? Nicht dass du wegen mir von Männern
angebaggert wirst. Auch wenn ich das witzig finden würde.“
„Ach
das ist mir schon öfter passiert. Schon komisch am Anfang gewesen, aber man
gewöhnt sich daran.“ dabei grinste er.
„Dating
ist heutzutage so kompliziert geworden. Ich habe mich vor ein paar Monaten auf
Tinder angemeldet, verzweifelt auf der Suche nach Acro Yogis und Freunden, ja
ganz naiv und natürlich hat die Hälfte meiner Matches meine Bio nicht gelesen
und wollte nur das eine“ erzählte sie weiter.
„Und
jetzt bin ich seit kurzem gesperrt! Ist das nicht absurd?!“ lachte sie.
„Wie
hast du denn das geschafft?“ fragt er verblüfft.
„Das
letzte, woran ich mich erinnern kann, ist dass ich meine Bio geändert habe. Ich
habe geschrieben, dass ich nicht mehr in Spanien bin und BÄM geblockt.
Muchas gracias!"
„Wer
braucht schon Tinder, ich war vor kurzem das erste Mal im Puff in der
Schweiz.“
„Waaas?
In der Schweiz auch noch? Ist doch voll teuer, oder? Und ey, ich war dort echt
nicht wegen Sex Dates. Ich wollte doch nur Leute kennenlernen…“
„Ja
ich wollte es mal ausprobieren. War ganz okay. Natürlich ist Sex mit Liebe oder
einer Verbindung schöner. Schlussendlich ist Sex jedoch auch nur ein Bedürfnis,
dass befriedigt werden muss. Und das habe ich eben in dieser Form.“
„Krass,
ich war noch nie im Puff.“
„Für
euch Frauen ist es ja auch einfacher Sex zu haben!“
„Achja,
denkst du? Wieso das wohl so ist?“ sie neigte den Kopf zur Seite.
„Ich
dachte immer, für Männer wäre es super easy mit jeder in die Kiste zu steigen.“
„Die
Zeiten haben sich geändert.“
„Oder
die Kreise, der Mindset. In der Spiri Bubble ist das vielleicht anders?!“,
beide stellten nur Vermutungen an.
„Ich
finde, aufgrund von sexueller Gewalt und welche Aufmerksamkeit es in den
letzten Jahren bekommen hat, sind wir Männer vorsichtiger geworden. Wenn du
dann eh noch ein eher unsicherer Typ bist und sensibel, na dann ciao. Dann
brauchst du eine Frau, die klar mit dir kommuniziert, sonst lässt du deine
Hände einfach bei dir.“ sagte er.
„Das
ist irgendwie schön, finde ich. Aber auch nicht. Ich mag Männer die offensiv
sind, mit denen ich mich messen kann. Nicht immer, aber die schüchternen, mit
denen kann ich irgendwie nichts anfangen. Da komm ich mir so dominant vor…“
„Du
bist ja auch dominant…“
„Entschuldigung?“
Beide
lachten.
„Ja
ok vielleicht. Manchmal. Jemand meinte mal zu mir, ich habe einen starken
Charakter. Richtig erkannt. Ich weiß halt, was ich will. Wenn du damit nicht
klar kommst, ciao! Forever alone…“
„An
dir ist ein Mann verloren gegangen, habe ich damals schon gesagt und bin ich
immer noch der Meinung.“
„Ich
hatte eine Geschlechtsumwandlung in Bangkok“, sagte sie ernst.
Er
blickte sie verunsichert an.
„Spaß!“
Lachte sie. „Ich habe das früher oft gesagt. Weil ich mich so männlich gefühlt
habe. Dabei habe ich festgestellt, dass ich ein Ungleichgewicht habe zwischen
meiner weiblichen und männlichen Seite. Ich glaube das verwirrt Männer die ich
date auch. Mein Ex kam gut damit klar, aber mein letzter… du kennst ihn ja, der
nicht so. Und es hat auch einfach nicht mehr gepasst. Ich wollte weder mit ihm Reisen
noch nach Mannheim ziehen.“
„Und
was ist jetzt das Fazit von diesem Therapie Gespräch?“ fragte sie scherzend.
„Männer
und Frauen zu daten ist kompliziert?“ antwortete er fragend.
„Nein
ich glaube eher, wir müssen an unseren Glaubensätzen arbeiten, mein Freund…und ich brauche eine Alternative zu Tinder!"
***
Inspiriert von einem Gespräch im Februar 2023, mit künstlerischer Freiheit niedergeschrieben. Fotos ebenfalls von Februar 2023 aus dem abgelegenen Wald Camp in Spanien. Dort wo ich mein erstes Workaway Volunteering im Oktober 2022 gemacht habe und im Februar für ein paar Tage zurück kehren durfte.
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