26.03.2023

Meine Zeit im Wild House in Tarifa, Spanien

"Es gibt hier Esel?" frage ich.
"Klar, soll ich sie dir zeigen?"
Zusammen laufen wir auf den Hügel und treten ins Gehege.
Die beiden Esel kommen auf uns zu und fressen uns die Karotten aus der Hand.
Ich grinse über das ganze Gesicht und sage immer wieder "wie süß sind die bitte???"
Dabei schaue ich meinen Begleiter an und fühle eine tiefe Dankbarkeit.

Am Anfang unserer Begegnung hatte er zu mir gesagt "Ich habe das Gefühl, dass ich auf dich aufpassen muss." Das hatte mir nicht gefallen. Doch mit jeder Minute, die wir zusammen verbrachten, konnte ich es immer mehr zulassen. Manchmal brauchte man einfach jemanden, der auf einen aufpasst.

Ein paar Tage später, nach einer magischen Esel Begegnung während einer Wanderung, lese ich im Internet folgendes:  

"Der Esel als Krafttier kann in dein Leben schlendern, wenn du zu viel Verantwortung übernommen hast. Dieser Tierverbündete will natürlich helfen, aber wenn man ihm zu viel auf den Rücken legt, wird er körperlich versagen. Im menschlichen Sinne bedeutet dies auch emotionalen und spirituellen Schaden. Auf der anderen Seite kann dich der Esel herausfordern, mehr Verantwortung für dich selbst, andere und/oder eine bestimmte Situation zu übernehmen. Wenn du dich gemieden hast, wird der Esel dir gerne einen Schubs geben. Jeder, der am Ende eines Eselskicks war, weiß sehr wohl, dass dieses Krafttier stark und zielgerichtet ist."
 
Ich nannte die beiden Carlos und Fernando und besuchte sie fast jeden Tag. Ich kuschelte mit ihnen, suchten ihre Nähe nachdem ich eine Panick Attacke erlitten hatte, ich weinte mich bei ihnen aus und ich fütterte sie mit Karotten. Zusammen schauten wir den Sonnenuntergang an. Als ich das Wild House Hostel in Tarifa, ein paar Tage zuvor gebucht hatte, wusste ich nicht, dass es dort Esel gibt. Ich wusste auch nicht, dass dort Hühner jeden morgen frei herum laufen durften und ein Hula Hoop im Rasen lag, der nur darauf wartete, das ich mit ihm spielte. Ich wusste nicht, dass ich dort meine Soul Family treffen würde. Kindheitserinnerungen kamen hoch und Traumata, durch wundervolle tiefe Gespräche und Tieren, denen ich begegnete.
 
Ich buchte dieses Hostel mit dem geliehenen Geld meiner Freundin, denn ich war pleite und wollte einfach nur meine Ruhe haben. Irgendwie überleben. Ich konnte mir kaum Essen kaufen. Und dann traf ich M., der mich die ganze Woche durchfütterte und mit mir sein Essen teilte. An Tag 4 hatte ich so ein schlechtes Gewissen, dass ich per Anhalter zum Supermarkt gegangen bin und mit meinem letzten Geld Essen kaufte. Auf dem Rückweg zum Hostel hatte mich jedoch leider niemand mitgenommen und ich lief fast 8 km zurück, bis mich ein Freund aus dem Hostel auf der Straße entdeckte. "Das ist viel zu gefährlich!" schimpfte er mit mir, als er sein Auto am Seitenstreifen anhielt. "Zum Glück habe ich dich erkannt." Manchmal braucht man einfach jemanden, der auf einen aufpasst.
 
Wie ihr also herauslesen könnt, war meine Zeit in Tarifa wild. Passend zum Hostelnamen "Wild House". Das beste Hostel, dass ich während meiner Zeit in Spanien entdeckt habe. Nicht nur wegen den Eseln, Hühnern und den tollen Menschen. Die Lage war einfach wunderschön, mitten in der Natur, mit Meerblick und den besten Sonnenuntergängen.
 
 
In der Jurte des Wild House habe ich Yoga gemacht und dufte meine erste Thai Yoga Massage des Jahres geben. Ich habe in ihr geschlafen und gekuschelt und sie war mein Safe Space während meiner Panick Attacke. Genau richtig gelesen. Wie am Anfang schon geschrieben, habe ich dort eine Panick Attacke erlitten. Die erste des Jahres und bisher die einzige (zum Glück). Was ist passiert, fragt ihr euch wohl? Das Hostel scheint doch perfekt für mich? Natur, liebe Menschen, Tiere. Das ist alles richtig. Doch an einem Tag, an dem ich kaum geschlafen hatte, wurde mir alles zu viel. Der Tag fing mit einem Missverständnis beim Sonnenaufgang an, dann rettete ich einen Vogel, das für Wirbel im Hostel sorgte, denn meine Freunden wollten ihm ebenfalls helfen und wir beratschlagten uns. Gleichzeitig tauchte eine Hündin, die so aussah wie meine verstorbene Hündin Lilly, aus dem nichts auf. Ich kuschelte mit ihr und dann war sie auch schon wieder verschwunden, ohne das wir wussten wer der Besitzer oder die Besitzerin war. 
 
Außerdem führte ich den ganzen Tag  super tiefe Gespräche über meine Familie und (Liebes-)Beziehungen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon länger nicht mehr so intensiv darüber gesprochen und das überforderte mich in meinem Zustand - müde und hungrig. Am Abend, als ich mit meinen Freunden Pad Thai kochen wollte, wurde es mir dann zu viel, denn die Küche füllte sich mit fremden Menschen, jeder hatte eine andere Meinung wie ich das Pad Thai kochen sollte und es war laut. Es passierte einfach zu viel in zu kurzer Zeit. 
 
Ich musste den Raum verlassen.

Ich verkroch mich also in die Jurte und weinte. Und atmete. Ich erinnerte mich daran, zu atmen. Ich legte meine Hände auf mein Herz und atmete. Bis ich mich beruhigt hatte und erschöpft auf die Matratze fiel. Später suchte mich einer meiner Freunde und fand mich in der Jurte, kuschelte mit mir und sprach mit mir über die Panick Attacke. Manchmal braucht man einfach jemanden, der auf einen aufpasst.
 
 
Im Wild House wurde sich um mich gekümmert. Die anderen Bewohner teilten ihr Essen mit mir, M. war mein Food Buddy und lost brother from another mother - wir unterhielten uns viel über unsere Familiengeschichten und Rassismuserfahrungen, er ist nämlich Deutsch-Eritreisch-Äthiopisch. Außerdem hatte ich als ich jung war, einen Deutsch-Französischen-Afro-Amerikanischen Freund in der Nachbarschaft mit dem ich aufgewachsen bin und an genau diese Person hat mich M. erinnert.
 
Ich werde den Menschen dort für immer dankbar sein. Deswegen nenne ich sie auch Soul Family. Wir hatten alle schon eine Verbindung - unsere Seelen kannten sich schon und mussten sich einfach wieder treffen. Ähnlich wie mit den Mädels bei meinem letzten Work Away. Der Januar war nämlich nicht einfach für mich, aus finanziellen Gründen und auch mental habe ich gestruggelt. Immerhin bin ich momentan in einem Money-Mindset Coaching und die erste Session hatte ich in Tarifa! Das war der sogenannte Eselstritt, die mir diese Kraftiere aufgezeigt haben und die Erkenntis: wir alle strugglen mit etwas, jedoch müssen wir nicht alleine damit klar kommen. Hilfe annehmen ist ok!
 
 
Nach einer Woche im Wild House bin ich dann schwerenherzens in ein anderes Hostel in die Stadt gezogen, da ich dachte, ich muss auch noch was von Tarifa selbst sehen! Viel war das zwar nicht, da es meistens geregnet hat, dafür habe ich jedoch weitere super tolle Menschen kennengelernt und auch noch einen Tagesausflug nach Gibraltar gemacht (Infos dazu gibts nur auf Instagram, schreibe keinen Blogpost darüber). Als Abschluss dieses Blogbeitrag habe ich noch etwas ganz besonderes, nämlich die bisher verrückteste Traumerfahrung für euch. Enjoy!
 

Sonntag, 29.01.2023
Ich hatte gerade das Hostel gewechselt und in der Gemeinschaftsküche erste Bekanntschaften geschlossen. Vorallem mit einem Volunteer der aus Uruguay kam, verstand ich mich sehr gut. Ich verabschiedete mich von ihm und wollte ins Bett gehen, als sich herausstellte, das er im gleichen Zimmer untergebracht war. Wir teilen uns ein Hochbett, er schlief unten, ich oben. Wir sagten uns gute Nacht und am nächsten Morgen begrüßte ich ihn mit den Worten: ich habe von dir geträumt! Ich auch von dir! Antwortete er mir perplex. Bei einer Tasse Kaffee erzählten wir uns gegenseitig unsere Träume - ich hatte vom Hostel Wechsel geträumt und wollte das alte nicht loslassen, klammerte mich an die Beine meiner Freunde dort, doch gleichzeitig ergriff ich auch die Beine meiner neuen Bekanntschaft - am Ende des Traumes ließ ich beide los und war alleine. Er träumte von mir, dass ich mit meinen Freunden im anderen Hostel kuschelte und er auch gerne dazu kommen würde - traute sich allerdings nicht...

Als ich diesen Traum meiner Freundin erzählte, meinte sie: ihr habt nicht voneinander geträumt - sondern miteinander!!! Needless to say, dass wir dadurch eine ganz besondere Verbindung hatten. Noch nie zuvor, ist mir so etwas passiert. Einfach magisch!
 
Danke Tarifa für die magische und wilde Zeit <3

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