26.02.2023

Über die Liebe

„Hier eine Sprachnachricht von meinem Freund aus Uruguay, er gratuliert Elijah“ – schreibe bzw. leite ich die Nachricht in meine Family WhatsApp Gruppe. 
Mein Bruder antwortet sofort: „meinem oder einen?“
Ich rolle mit den Augen. Wir hatten uns wenige Stunden zuvor bei der Geburtstagsparty meines Neffen getroffen und über meine Reisen gesprochen. Und natürlich Männer, die ich auf Reisen kennengelernt hatte.
„Ich habe nur einen Freund aus Uruguay. Trotzdem ist es auch meiner“ – antworte ich mit einem Lach Emoji. „Chillt euer Leben, es ist nur ein Kumpel“ füge ich hinzu.
„Hab nur einen Freund in Uruguay… Aaaber 2 in Porto Rico und 4 in Kambodscha, alles gut mache nur Spaß! *Lach Emoji*“ – ist die Reaktion meines Bruders.
Ich muss lachen und kann ihn irgendwie auch verstehen. 
Meine jüngste Schwester fügt hinzu: „Vielleicht ist es gar kein Kumpel… sondern Manuel Neuer!“
Ich liebe meine Geschwister und ihren Humor!
 

Was ich allerdings nicht liebe, ist Dating und alles was damit zu tun hat. Angefangen bei der Frage, ob ich einen Freund habe, wieso ich alleine Reise und all die Nebensätze und Blicke, die damit einher ergehen. Vor allem wenn ich sage, wie alt ich (mittlerweile) bin.

Die wenigstens wissen natürlich, dass ich 10 Jahre in einer glücklichen Beziehung war und wenn ich es ihnen erzähle, was ich jedoch nicht beim Small Talk mache, sondern erst, wenn ich denke, dass es zum Thema passt, dann sind die meisten sehr überrascht. Klar, denn ich sehe ja auch aus wie Anfang 20 und nicht wie 30. Es kommt dann auch immer auf die Person an, wie viel ihr erzähle. Frauen erzähle ich grundsätzlich mehr als Männern, denn oft habe ich das Gefühl, Männer sind ganz oft abgeschreckt davon und haben Angst, dass ich dann auch mit ihnen für immer zusammen sein will -lol- auch wenn wir uns nicht mal daten.

Frauen dagegen sind interessiert und offener, meiner Erfahrung nach. Das finde ich super schön, überfordert mich aber auch oft. Denn es gibt kein (Geheim-)Rezept für die Liebe. Nur 2 Menschen (oder mehr) die ein Kommittent eingehen, sich lieben und zusammen wachsen möchten.

Einfacher gesagt als getan, ich weiß.

Vor allem weil sich die Welt und das Dating so schnell verändert und es so ganz anders ist, im Vergleich als ich meinen Ex-Freund (Grüße gehen raus an dich du Weltenbummler) damals kennenlernte, das war 2009. Babys waren wir, blauäugig (obwohl wir beide braune Augen haben), naiv, doch irgendwie haben wir es geschafft eine gesunde Beziehung zu führen. Gesund ganz im Sinne der Psychologie, denn damit habe ich mich sehr viel beschäftigt, damals schon, und auch die Spiritualität hat mir geholfen. Bücher vom Dalai Lama und Osho habe ich dazu gelesen. Über Osho kann man sich natürlich streiten, doch vieles was er gesagt hat, resoniert mit mir und hat in meiner Beziehung funktioniert. Ich war glücklich, bis ich es nicht mehr war und es dann Zeit war, getrennte Wege zu gehen. Übrigens sind wir nie im Streit auseinander gegangen und ich würde behaupten, wir sind Freunde. Das heißt nicht, dass wir ständig schreiben oder in Kontakt sind, aber ich lade ihn zum Beispiel selbstverständlich zum Geburstag ein oder andere wichtigen Events für mich. Ich hege keinen Groll gegen ihn und möchte trotzdem Teil seines Lebens sein. Schließlich sind wir zusammen aufgewachsen und haben voneinader gelernt, zu lieben.


Letztes Jahr (2022) habe ich dann das Buch von Sharon Brehm, einer Paar Psychologin gewonnen. Mein erster offizieller Dating-Ratgeber. Während meiner 10-jährigen Beziehung las ich außerdem ein Buch über Polygamie und Offene Beziehungen und hatte super viel Angst, dass mit meiner Instagram-Community zu teilen. Unbegründet, wie sich herausstellte, denn das Thema ist in aller Munde und wir sprechen mehr darüber! YAY! Make Relationships open (again) oder wie ich sage: macht euch die Beziehung so, wie sie EUCH gefällt und nicht dem System, euren Eltern, der Gesellschaft oder Hans Meier Wurst und Käse.

Liebt doch einfach wen ihr wollt, egal ob arm oder reich, Black, Indigenious, People of Color, Christ, Muslime, Buddhist, Vegan oder nicht, und was es noch so alles gibt. Ist das nicht die Bedeutung von Liebe? Bedingungsloser Liebe?

Das Herz kann es sich doch eh nicht aussuchen. Oder wieso gibt es so viele dramatische Liebesbeziehungen, wo eine Person todkrank ist und die andere Person sich trotzdem verliebt? Oder wo die Prinzessin sich den Dieb verliebt? Ist das alles toxisch Bullshit und Hollywood? Sind die Charaktere alle in ihren Beziehungsmustern gefangen und kennen ihren Bindungsstil nicht? Was wird uns eigentlich über die Liebe beigebracht?

Ich sage: fuck the system und macht eure eigenen Liebesregeln. Solange beide/alle damit okay sind, wo ist das Problem?

Kommunikation is key. Das ist das Problem. Wenn wir nicht über diese Dinge sprechen, wie soll sich je etwas ändern? 


Genau deswegen habe ich beschlossen, ab heute, wieder über die Liebe zu schreiben (nach diesem Beitrag wollte ich ehrlich gesagt, nie wieder darüber auf dem Blog schreiben) und nicht zu warten, bis ich eines Tages mein Liebes-Buch veröffentliche. Ich erinnere mich nämlich an meine Lieblingsweisheit von Buddha & Co: Alles was wir haben ist das Jetzt. Gestern existiert nicht, morgen auch nicht, also liebt JETZT. Was kannst du jetzt, heute tun? Sagt doch deiner Mama, dass du sie lieb hast. Oder deinen Geschwistern, die Witze über dein Liebesleben machen. Oder deinen Partner*in.

Ich fange heute an, über die Liebe zu schreiben.

Denn das Schreiben, ist und bleibt, für immer meine erste Liebe.

Te quiero mi amor.

***

Danke an dieser Stelle, an alle Freund*innen und Fremden, die mich inspirieren über die Liebe zu schreiben. Ich liebe euch. Freundschaft ist auch Liebe. Die liebevollen Fotos sind außerdem an einem Ort der Liebe in den Bergen Andalusiens im Januar 2023 entstanden in der nähe Estepona. Die Community dort hat mich voller Liebe empfangen und dafür bin ich sehr dankbar.

***

 
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