25.11.2018

Travel Diary India #5: Amritsar - spirituelles Zentrum des Sikhismus

Tag 8 in Indien: ich mache mich mit dem Bus auf den Weg von Jaipur nach Amritsar. "Mit dem Bus?!" reagiert mein indischer Instagram-Freund schockiert auf meine Instagram Story. Ja mit dem Bus! Ich weiß ich bin verrückt, denn es dauert ca. 15 Stunden - und ich bin in einem Local Bus gelandet. Ohne es zu wissen. Was das bedeutet? Ich sitze in der Nähe der Tür, die gefühlt alle 10 Minuten auf- und zu geht, da nicht nur Einheimische Touristen auf dem Weg von Diwali nach Hause sind, sondern auch Pendler. An einem Samstag Abend wohlgemerkt. Ich habe meinen Platz aus folgenden zwei Gründen gewählt: ich wollte den Ticketverkäufer, der vor mir sitzt, nicht aus den Augen lassen, da er meine einzige Bezugsperson ist, die gut englisch spricht und: mein reservierter Platz Nr. 5 war bereits besetzt als ich in den Bus stieg. Sitzplatzreservierungen in einem Local Bus erscheinen mir aber sowieso sinnlos, deswegen habe ich mich einfach wo anders hingesetzt. An der Tür mag ich außerdem das Treiben. Ich beobachte gerne die Verkäufer die in den Bus springen um ihre Waren anzubieten, die vielbefahrenden Straßen voller Autos und Menschen in den Städten oder die fast leere Autobahn. Nach ein paar Stunden fordert mich der Ticketverkäufer allerdings auf den Platz zu wechseln, wieso weiß ich nicht, denn ich frage nicht nach, sondern mache es einfach. Die restliche Busfahrt verbringe ich so in der ersten Reihe des Buses, ein noch besserer Platz als vorher wie sich herausstellt. Ich genieße den Blick aus der große Windschutzscheibe, bestaune die Showeinlage eines Transgender, der wild mit den Armen rumfuchtelt und etwas auf Hindi oder Panjabi sagt, teile mir eine Decke mit meinem Sitznachbarn, dessen Kopf müde auf meine Schulter fällt und lausche den Worten von Michael Ende "Die unendliche Geschichte".
In Amritsar komme ich gegen 8 Uhr an, nehme mir eine Auto Rikscha zum "Wow Backpackers Hostel" und verbringe dort meinen ersten Tag! Denn ich bin total erschöpft und erkältet. Denn ja, es war wohl nicht so eine gute Idee, den Local Bus zu nehmen und sich dabei nicht warm genug anzuziehen! Selber Schuld. Nach dem ich eingecheckt hatte, lernte ich in meinem Zimmer eine indische Fashion Designer kennen und wir unterhielten uns bis zu ihrem Check-Out sehr angeregt über alle möglichen Themen. Zum Beispiel über das Heiraten, Scheidung, Periode (sie benutzt einfach eine Menstruationstasse, wie crazy cool ist das bitte?!), Feminismus in Indien und dann: bietet sie mir an ihren Sari anzuprobieren. Konnte ich da nein sagen? Extrem erschöpft, krank und mit Augenringen bis zu meinen Füßen (ich bin 1,55m groß hihi), lasse ich mich von ihr stylen und verwandle mich in eine indische Prinzessin! Als sie jedoch geht, bin ich auch ein bisschen froh - denn so kann ich endlich meinen wohlverdienten Mittagsschlaf machen! Nach diesem bin ich nur auf "Futtersuche" gegangen und habe dabei mein erstes Street Food, Momos (Maultauschen) & indische Pizza gefunden - yummy! Außerdem habe ich mich mit Früchten & Gemüse eingedeckt.

An meinem zweiten und dritten Tag erkundete ich dann den Goldenen Tempel und meine spirituelle Reise begann...

5 Fakten über den Golden Tempel in Amritsar

* Der goldene Tempel in Amritsar ist der bekanntste Tempel des Sikhismus und das Hauptheiligtum.

* Sikhismus ist eine Religion. Der Gründer Guru Nanak, versuchte mit dieser Religion die im 15. Jahrhundert entstand, eine Verbindung zwischen Hinduismus und Islam zu schaffen. "Sikh" bedeutet übersetzt "Schüler".

* Beim Sikhismus gilt der Grundsatz der Toleranz gegenüber anderen Religionen sowie die Gleichberechtigung aller Menschen und Geschlechter. Gläubige Sikhs leben nach strengen Vorschriften: Nikotin und Alkohol sind verboten, ebenso Ehebruch und sexuelle Beziehungen vor der Ehe. (Quelle)

* Um diese Offenheit der Religion zu symbolisieren, besitzt der Tempel vier Eingänge die in vier Himmelsrichtungen, zeigen. Denn es sind alle willkommen, egal welcher Religion sie angehören, welche Herkunft sie haben oder aus welcher Kaste sie stammen. Denn die Sikhs lehnen das Kastensystem ab!

* Im Tempel kann man kostenlos essen! Das ganze wird durch Spenden finanziert und Freiwillige helfen beim kochen & abwaschen. Das Gericht besteht meistens aus Dhal /Linsen, Kichererbsen und Milchreis. So war es jedenfalls bei mir :) super einfach aber lecker und sehr zu empfehlen!

Wie ich die Zeit im Tempel verbracht habe:

Am ersten Tag, einen Montag, besuchte ich ihn gegen 14 Uhr. Dazu zog ich wie verlangt, erstmal meine Schuhe aus und gab sie kostenlos ab (und bekam sie später auch wieder, keine Sorge!), wusch mein Füße im Waschbecken und spazierte dann in die Tempelanlage. Ich ging rechts herum, weil ich es so gewohnt bin, und kam dann an einer Gruppe Musiker vorbei. Diese sangen wohl religiöse Lieder und auf dem Boden vor ihnen saßen ganz viele Menschen. Spontan setzte ich mich dazu und lauschte den Sängern eine Weile. Dann ging ich weiter, las verschiedene Info-Tafeln, machte natürlich viele Fotos, beobachtete die Menschenmaße bzw. Pilger die für den eigentlichen Tempel anstanden und setze mich dann an den Rand um zu meditieren. 

Ich reflektiere darüber, wieso ich in Indien bin, wieso ich diesen Ort besuchen wollte, was ich bisher in Indien erlebt hatte, erforschte meine Gefühle, ließ sie zu, ließ sie gehen, klärte meine Gedanken.

Dann sprach mich eine Frau an. Sie war alt und hatte ein sehr faltiges Gesicht, aber sie strahlte. Sie dachte wohl, ich spreche ihre Sprache, obwohl ich mehrmals auf Englisch sagte, dass nicht der Fall ist. Aber sie sprach weiter und zeigte dabei auf die Fische im See. Ich denke, sie hat mir eine Geschichte über die Fische erzählt. Vielleicht warum sie dort leben, was sie bedeuten, vielleicht sind es heilige Fische? Kurz danach beobachtete ich außerdem einen männlichen Sikh, wie er ein Bad in dem See nahm. Das war ein sehr schöner und anmutiger Anblick. Er war nicht der einzige, der das tat. Viele alte und junge Männer taten es ihm nach. 

Ich beobachtete also die meiste Zeit. Mich selbst im Inneren, als auch die Touristen, Pilger, Tempelwächter, Frauen die mit Asche Geschirr abwuschen, kleine Kinder die herum tollten, Musiker, Jugendliche die Selfies machten - auch mit mir - und wartete auf den Sonnenuntergang bzw. bis es Dunkel wurde. Alles für das perfekte Foto - siehe am Ende ;)

Am zweiten Tag war ich auch noch mal kurz am Tempel, aber nur um zu Essen. Ich war passend um 14 Uhr dort und erlebte, wie die Türen geöffnet wurden und alles etwas hektisch verteilt wurde. Ich folgte dabei übrigens einheimisch aussehenden Frauen, da ich weit und breit keine westlichen Touristen sah! Also machte ich eben alles nach, was die Frauen taten :D - immer der beste Plan!

Was ich sonst noch in Amritsar gemacht habe...

* ich habe mich viel ausgeruht, da ich erkältet war.

* ich habe viel mit Einheimischen geredet! Bzw. Reisenden Inder und Inderinnen im Hostel. Zum Beispiel war da ein junger indischer Sikh-Mann, der in Singapur lebt, verheiratet ist und ein Kind hat. Er sagte mir nicht genau, wieso er in Amritsar war (ich schätze wegen dem Tempel) aber er kochte mir Masala Chai, gab mir Tipps gegen meine Erkältung und zeigte mir stolz Fotos seiner Familie. Vor allem bei den Hochzeitsfotos ging mein Herz auf!

* Außerdem waren da zwei junge Inderinnen, Studentinnen, die wegen dem Tempel und der Grenz-Zeremonie (die ich nicht besucht habe) in Amritsar waren. Vor allem Preeti, die ein Bett neben mir lag, löcherte mich mit Fragen über mein Leben und Deutschland! Eine sehr quirlige, lustige junge Frau, die ich drei Tagen dort schnell ins Herz schloss. Natürlich folgen wir uns jetzt gegenseitig auf Instagram und ich habe in ihr "Freundschaftsbuch" geschrieben :) 

* Ich habe ein traditionelles Gericht von dieser Gegend - Punjab - gegessen: Kulcha. Das ist ein gesäuertes Fladenbrot, das im Gegensatz zum Naan ohne Hefe zubereitet wird. Es wird sowohl mit Fleisch als auch ohne serviert und ich habe mich für die Käsevariante entschieden. Dazu gab es Butter/Ghee, Dhal Makhani (schwarze Linsen, rote Bohnen, Butter und Sahne) und Zwiebeln. Außerdem habe ich dazu einen Lassi getrunken, yummy! Generell habe ich dort viel gutes gegessen wie zum Beispiel auch ein Stück Schoko-Sahne-Torte :D

* Mein persönliches Highlight neben dem Tempel war allerdings mein erster Bollywood Film in Indien den ich geschaut habe - yay! Das war schon immer ein Traum von mir, da ich Sharuk Khan Fan bin haha. Da  aber momentan kein Film mit ihm läuft, fragte ich meinen indischen Instagram-Freund (*zur Erklärung: ich habe ihn durch ein YouTube Video von Backpacking Simon entdeckt, bin ihm gefolgt weil er coole Fotos macht und hab ihn vor ca. 1 Jahr bzgl. Diwali angeschrieben. Seit dem haben wir per Instagram regelmäßig Kontakt - crazy social media!) welchen Film ich am besten schauen soll und er empfahl mir Badhaai Ho! Eine lustige Familienkomödie mit - natürlich - einer Lovestory :) nur leider wird darin zu wenig getanzt und gesungen haha! Trotzdem war's eine super schöne Erfahrung und auch witzig, denn der Film war auf Hindi ohne Untertitel! Aber: ab und zu gab's aber auch ein paar englische Dialoge und die Story war nicht schwer zu verstehen ;)
Das war's auch schon von Amritsar! Ich habe dort 4 Tage verbracht und diese haben mir sehr gut gefallen. Auch wenn ich nicht an der Grenze zu Pakistan war ;) aber das hat mich einfach nicht interessiert... Essen, mit Menschen & im Tempel chillen, fand ich nicer! 

In meinem nächsten Teil geht's dann an einen ganz besonderen Ort in den Bergen. 

Ich hoffe ihr schaut vorbei!

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