24.12.2019

Weißer Elefant - erinnere dich wer du wirklich bist

Im Dezember 2017 teilte ich hier auf dem Blog eine Weihnachtsgeschichte über meine thailändische und deutsche Familie (hier könnt ihr sie nachlesen). In der Nacht vom 25. auf den 26.12.2017 habe ich dann angefangen darüber einen Roman zu schreiben, weil mir klar wurde: diese Geschichte ist es wert geteilt zu werden! Zudem wollte ich schon immer einen Roman schreiben, aber ich wusste nie über welches Thema! Doch dann machte es *klick* und ich fing zu schreiben an, denn ich nahm den Traum über meine thailändische Familie als Zeichen. Ich schrieb das darauf folgende Jahr mehr oder weniger erfolgreich, neben meiner Ausbildung, dem Blog, meinem Privatleben. Als ich die Ausbildung im Sommer 2018 beendet hatte, nahm ich mir mehr Zeit, schrieb jeden Tag und als ich im September wieder arbeiten ging, schrieb ich weniger. Es war ein auf und ab der Motivation, Zeit und Gefühle. Viele Stunden der Recherche, der Selbstzweifel und der Tränen liegen hinter mir - doch ich hab es geschafft! Im November diesen Jahres habe ich meinen Roman bzw. das Manuskript fertig geschrieben, dank des National Novel Writing Months und der intensiven Zeit Anfang des Jahres auf Neil Island. Dieses Weihnachten ist es das Geschenk für meinen Papa, dem heimlichen Helden meines Buches und ich bin unglaublich gespannt, was er dazu sagen wird. Aber da ich meinen Roman nächstes Jahr auch veröffentlichen möchte, ist mir eure Meinung ebenfalls sehr wichtig! Deswegen teile ich hier exclusiv einen Ausschnitt mit der Kernaussage meines Romans "Weisser Elefant - erinnere dich wer du wirklich bist" mit euch!

***
Amalie wälzte sich seit Stunden in ihrem Bett hin und her. Sie konnte nicht einschlafen. Als sie in der Nacht ins Badezimmer gegangen war, hatte sie nur eine der zwei Türen wieder geschlossen. Das Gitter gegen die Insekten hatten sie geschlossen, doch die normale Tür hatte sie aufgelassen um frische Luft herein zulassen, in der Hoffnung sie könnte dann besser einschlafen. Doch ein riesiger Nachtfalter hatte es geschafft in ihr Zimmer zu gelangen und sich in die Ecke ihres Mosquitonetzes gesetzt. Von dort starrte er nun Amalie an und Amalie starrte zurück. Sie hatte Angst vor Nachtfaltern. Und generell vor allen Insekten die fliegen konnten. Sie wurde als Kind einmal von einer Wespe gestochen und hatte seit dem immer das Gefühl, fliegende Insekten würden sie verfolgen. Außerdem flogen sie seltsamerweise immer direkt in Amalies Gesicht! Warum waren diese Tiere nur so doof und was erhofften sie sich davon? Der Nachtfalter war allerdings nicht der einzige Grund wieso Amalie nicht einschlafen konnte. Der heutige Tag hatte ihr ziemlich zugesetzt und sie konnte immer noch nicht glauben, was sie getan hatte. Was sie geschafft hatte. Denn sie hatte das Dorf ihrer Mutter gefunden. Anhand eines Briefes, den ihrer Mutter ihrem Vater vor 8 Jahren geschrieben hatte.

Der Tag war schwül und die Sonne schien durch die Wolken. Amalie saß im Restaurant des „Guesthouse Mutmee“ in Nong Khai, dem nordöstlichen Teil Thailands und las Siddartha von Herman Hesse:

„Das Ich war es, dessen Sinn und Wesen ich lernen wollte. Das Ich war es, von dem ich los kommen, dass ich überwinden wollte. Ich konnte es aber nicht überwinden, konnte es nur täuschen, konnte nur von ihm fliehen, mich nur von ihm verstecken. Wahrlich, kein Ding der Welt hat so viel Gedanken beschäftigt wie dieses mein Ich, dies Rätsel, das ich lebe, das ich einer von und von allen andren getrennt und abgesondert bin, dass ich Siddartha bin! Und über kein Ding in der Welt weiß ich weniger als über mich!“

Als sie sich aufgrund der Hitze und die dadurch verursachten Kopfschmerzen nicht mehr darauf konzentrieren konnte, legte sie das Buch beiseite. Amalie war aus einem bestimmten Grund hier, doch diesen schob sie schon seit zwei Tagen auf. Sie wollte ihre Mutter, die sie das letzte Mal seit der Trennung ihrer Eltern im Alter von 10 Jahren gesehen hatte, anhand eines Briefes finden. Auf dem Brief stand die Adresse und sie war fest davon überzeugt, nur einen der Einheimischen fragen zu müssen und dieser würde ihr den Weg dorthin erklären. Wie man es eben in Deutschland macht, wenn man eine Adresse hat zu der man möchte und dann nach dem Weg fragt. Doch Amalie traute sich bisher nicht. Zuvor war sie 4 Wochen alleine durch Thailand gereist, davon 2 Wochen gemeinsam mit ihrem Freund. Sie hatte das Land und die Kultur kennengelernt, typische Sehenswürdigkeiten bewundert, in einheimischen Restaurants und Street Food Ständen thailändisches Essen probiert und wundervolle Menschen getroffen. Allen erzählte sie, sie würde ihre Mutter nach 10 Jahren besuchen, ohne dass sie es wusste. Was ja auch stimmte. Alle bewunderten Amalie für ihren Mut und wünschten ihr Glück und eine schönes Wiedersehen. Sie folgten ihr auf Facebook, um nichts ihrer Reise zu verpassen, doch nun saß Amalie hier in diesem kleinen Restaurant in Nong Khai und wartete darauf, dass sie endlich all ihren Mut zusammen nahm, um zur Rezeptionistin zu gehen und ihr den Brief zu zeigen. „Wie lange willst noch hier rumsitzen, so kurz vor dem Ziel?“, dachte sie sich. Also überwand sie ihre Angst und machte es einfach. Amalie ging zur Rezeption, zeigte der jungen Frau ihren Brief und fragte ob sie die Adresse oder das Dorf kenne. „Am besten frägst du die Köchinnen, ich bin selbst erst seit kurzem hier. Wen suchst du? Deine Mutter?“ Verdutzt bejahte Amalie ihre Frage. Während sie Amalie in die Küche führte, erzählte sie ihr von ihrer Suche. Daraufhin teilte die junge Rezeptionistin ihre Geschichte mit: sie war Thai und in Australien aufgewachsen, da sie als Baby adoptiert worden war. Erst vor kurzem hatte sie einen Übersetzer engagiert um ihre Mutter in Thailand zu finden und landete hier in Nong Khai, wo sie ihre Mutter in der Küche des „Guesthouse Mut Mee“ fand. Sie war dem Ruf ihres Herzens gefolgt, denn sie wollte unbedingt ihre leibliche Mutter kennenlernen. Das machte Amalie Mut und gab ihr Kraft! Wenn sie ihre Mutter finden konnte, dann würde ich das auch schaffen! Als sie in der Küche ankamen, sahen sich die Frauen den Brief an und diskutieren ein wenig, schüttelten dann den Kopf und zeigten mit dem Finger auf einen Mann. Dieser war Engländer, regelmäßiger Gast und lebte seit einigen Jahren in Thailand. Amalie sprach ihn voller Hoffnung an und er konnte ihr tatsächlich weiterhelfen! Er nannte ihr einen Ort und sagte, sie solle bis dahin mit dem Bus fahren. Danach sollte Amalie sich weiter durchfragen. Ab diesem Moment verlief alles wie in Trance. Amalie machte sich kaum Gedanken und lies einfach alles geschehen. Der Engländer fuhr Amalie zur Bushaltestelle, sie stieg in den Bus, kaufte einen Fahrschein beim Ticketverkäufer und fuhr ca. eine dreiviertel Stunde in eine ihr unbekannte Stadt. Amalie nannte dem Busfahrer den Ort an dem sie aussteigen sollte und er nickte. Es war die Endstation. Beim Aussteigen fragte er Amalie wohin sie als Nächstes wollte. Daraufhin zeigte sie ihm ihren Brief. Dann besprachen sich Busfahrer und Ticketverkäufer, Passanten kamen dazu, mischten sich ein, schauten Amalie besorgt an. Schließlich teilten sie ihr mit, dass sie nun weiter mit dem Tuk-Tuk fahren musste. Außerdem würde heute kein Bus mehr nach Nong Khai zurückfahren. Sie überlegte nicht lange und war einverstanden. Amalie zeigte dem Tuk-Tuk Fahrer den Brief und sie machten sich auf den Weg. Amalie hatte keine Ahnung wohin oder wie lange sie fuhren. Sie fragte nicht danach. Sie vertraute dem Fahrer und ihrer Intuition. Außerdem glaubte sie daran, dass ihr die Spende im Wat Pho in Bangkok, am Anfang ihrer Reise, Glück bringen würde. Wie schwer konnte es schon sein, anhand einer Adresse einen Ort zu finden?

Amalie dachte nicht daran, was alles schief gehen konnte. Sie dachte nicht daran, dass sie ihre Mutter nicht finden würde. Amalie vertraute und ließ es einfach zu. Egal was auf sie zukommen würde. Sie hatte es bisher so weit geschafft, sie würde nicht einfach aufgeben! Dann sah Amalie ein Dorf. Das Tuk-Tuk fuhr an einem Tempel vorbei und ein Stück weiter bog es in eine Straße ab. Dort stoppte der Fahrer. Er konnte kein Englisch und Amalie kein Thai, aber er machte ihr deutlich auszusteigen. Neugierig tat sie das. Der Fahrer begleitete Amalie. Beide traten auf die Bewohner des Hauses zu, die im Hof saßen. Der Fahrer zeigte ihnen den Brief und Amalie nannte den Namen ihrer Mutter. Die Bewohner schauten verdutzt, diskutierten, sahen Amalie an, überlegten und Amalie wunderte sich. Irgendwas stimmte hier nicht. Sie kannten ihre Mutter nicht. Trotzdem wurde sie freundlich begrüßt und man bot ihr Tee an, während sie sich weiter unterhielten, aber das war nicht ihre Familie. Das wusste sie. Sie spürte es. Dann forderte der Fahrer Amalie auf wieder in das Tuk-Tuk einzusteigen. Ihre Vermutung war richtig. Anscheinend lebte ein Dorf weiter eine weitere Familie, die den gleichen Nachnamen hatte. Also fuhren sie weiter. An einem Dorfladen an der Hauptstraße hielt der Fahrer an und sprach mit den Ladenbesitzer. Plötzlich war das ganze Dorf um Amalie versammelt. Sie fiel auf. Eine Ausländerin, die zwar thailändisch aussah, aber kein Thai sprach, das sah man nicht oft im Dorf. Um genau zu sein, sahen sie überhaupt nur einmal einen Ausländer. Vor über 20 Jahren, als Amalies Vater das erste Mal in Thailand war. Nachdem sie ungefähr jeden Namen ihrer Familienmitglieder nannte, vor allem aber der ihrer jüngeren Schwestern, wurde sie von einer Freundin ihrer Mutter erkannt. Dann ging alles ganz schnell. Irgendjemand der Dorfbewohner bezahlte den Tuk-Tuk Fahrer und Amalie wurde zum Elternhaus ihrer Mutter geführt. Ihr Herz klopfte wild und sie erwachte aus ihrer Trance! War das wirklich real? Würde sie gleich ihre Mutter sehen? Am Haus angekommen, war die Enttäuschung groß, denn ihre Mutter war nicht dort. Dafür aber Amalies Tante, die wild auf sie einredete, umarmte und ihr erstmal etwas zu essen gab. Amalie verstand die Welt nicht mehr und wartete darauf, dass ihre Mutter gleich um die Ecke kommen würde. War sie den ganzen Weg umsonst hergekommen? Nach einer Ewigkeit traf endlich ein Nachbar ein, der Englisch sprechen konnte und klärte Amalie auf: ihre Mutter wohne bei ihrem Freund, einige Dörfer weiter. Daraufhin rief die Tante bei ihr an und sie verabredeten sich für den nächsten Tag. Amalie hatte es also geschafft. Ihre Mutter lebte und es ging ihr gut. Sie erkannte ihre Stimme und vor allem konnte sie noch deutsch!

„Warum war Gotama einst in der Stunde der Stunden, unter dem Baume niedergegessen, wo die Erleuchtung ihn traf? Er hatte eine Stimme gehört, eine Stimme im eigenen Herzen, die ihm befahl, unter diesem Baume Rast zu suchen und er hatte nicht Kasteiung, Opfer, Bad oder Gebet, nicht Essen noch Trinken, nicht Schlaf noch Traum vorgezogen, er hatte der Stimme gehorcht.“ 

 – und so hatte es Amalie ebenfalls getan. Amalie konnte es noch immer nicht glauben, dass sie ihre Mutter am nächsten Tag wiedersehen würde. Kein Wunder konnte sie nicht schlafen. Sie musste einfach ständig an ihre Kindheit denken und all die schönen Erinnerungen...
*** 

Der nächste Schritt besteht für mich jetzt darin, es testlesen zu lassen und ein Lektorat durchführen zulassen. Anschließend bzw. währenddessen werde ich außerdem auf Verlagssuche gehen und falls sich nichts ergeben sollte, möchte ich es gerne selbst veröffentlichen! Wünscht mir Glück :)

Wie hat euch dieser Auszug bzw. Einblick in meinen Roman gefallen?

1 Kommentar:

  1. Und? Wie hat dein Papa auf deinen Roman reagiert? Wenn du nun schon so weit bist, dass du testlesen lässt, hast du sicherlich schon einiges an Arbeit und Mühe in dein Buch gesteckt. Das stelle ich mir gerade bei so einem persönlichen und autobiographischen Thema nicht immer einfach vor...
    Ich wünsche dir viel Erfolg beim Testlesen lassen!

    https://www.blog.christinepolz.com

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