20.03.2016

Blogparade: Slow Travel

Heute nehme ich an der Blogparade von 1 THING TO DO teil. Darin stellen uns die Autoren John und Marc vor die Aufgabe einen Text über das langsame Reisen zu schreiben. Dabei sind keine Grenzen gesetzt, solange ein Bezug zu Slow Travel erkennbar ist. Da ich das Thema sehr spannend finde und dieser "Trend" nun immer populärer wird, nicht zuletzt durch das Buch "Slow Travel - Die Kunst des Reisens" von Dan Kieran, nehme ich gerne daran teil und versuche die Frage, ob ich ein Slow Traveller bin, zu beantworten.

Was ist überhaupt Slow Travel?

Slow Travel, langsames Reisen bedeutet für mich, längere Zeit an einem Ort zu verbringen und diesen ohne Stress oder To-Do-Listen zu erkunden. Man muss nicht immer in die tollsten Restaurants, coolsten Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen die im Reiseführer stehen oder die Reiseblogs empfehlen. Klar ist es schön zu wissen, was es denn eigentlich in der Stadt oder am Urlaubsort zu sehen gibt, aber trotzdem möchte ich keinen Druck verspüren, diese Dinge tun zu müssen. Denn ist es nicht so, dass wenn man in Paris ist und kein Foto vom Eiffelturm hat, es so ist als wäre man nicht da gewesen? In der heutigen Zeit muss man sich immer beweisen, auch dank Social Media. Alle posten ihre Reisen, ihr Essen, ihre Haustiere, als ob sie dann erst real würden, wenn man es gepostet hat. Ich gebe zu, ich poste auch gerne Fotos von meinen Reisen, möchte damit aber niemanden neidisch machen und denke beim Reisen auch nicht "oh das könnte jetzt mein neues Profil/Titelbild werden", sondern es passiert einfach. In dem Moment als ich das Foto gemacht habe, habe ich bisher auch nie daran gedacht, dass ich es für Facebook oder Instagram mache, sondern war einfach im Hier und Jetzt und wollte den Moment festhalten.

Bin ich ein Slow Traveller?

Auf Reisen möchte ich mir keine Gedanken machen, was andere von mir und meiner Reise halten könnten. Ich möchte nicht erreichen, dafür bewundert zu werden, wo ich schon alles war. Beim Reisen geht es um mich und meine Erfahrungen. Die ich später, wenn sie vorbei ist oder auch manchmal zwischendurch als Update, teile. Hier auf dem Blog, Instagram und auf Facebook. Wenn ich will, kann ich locker eine Woche oder mehr auf mein Handy und Internet verzichten. Ich kann aber auch mit, ganz der Umgebung, den Menschen, den Gerüchen, dem Leben hingeben. Einfach im Hier und Jetzt sein.

Jeder fängt mal klein an

Das war aber nicht immer so. Mein erster Urlaub mit der Familie, an den ich mich erinnern kann war in Mecklenburg-Vorpommern an den Mecklenburgerischen Seenplatten. Damals war ich 13 und hatte keine Ahnung von Reisen. Mein Vater, alleinerziehend und sehr sparsam wollte uns etwas gönnen und buchte ein 4 Sterne Hotel mit Ferienhaus und All Inclusive. Zwei Wochen verweilten wir in unserem Haus mit Strohdach, entdeckten die Umgebung, reiteten auf den Pferden des Hotels und aßen bis uns der Bauch platze. Diese Art des Urlaubs haben wir dreimal im Abstand von 2 Jahren wiederholt, einmal waren wir in Bulgarien, das Jahr danach im Bayrischen Wald (weil wir unseren Hund mitgenommen haben) und das letzte mal waren wir am Bodensee. Zu diesem Zeitpunkt war ich 18 Jahre alt und ich entschied mich dafür, danach nicht mehr mit meiner Familie zu reisen, weil ich ja nun "erwachsen" sei und selbst bestimmen wollte, wohin ich will und für wie lange. Ich fand dieses "an einem Ort bleiben" auch einfach langweilig und wollte Abenteuer erleben!

Die erste Erkenntnis

Das erste Mal wo mir auffiel, dass dieses ganze Sehenswürdigkeiten abklappern und einfach nur hin fahren um mal da gewesen zu sein, irgendwie nicht so das wahre ist, war in Berlin 2012. Ich war einfach so erschöpft von der Zugfahrt, dem Stress die ganzen Sehenswürdigkeiten anzuschauen und dem vielen laufen, dass ich das Gefühl hatte, ich hätte nichts gesehen und nichts gefühlt. Ich erinnere mich zwar an alles was wir gemacht haben, aber ich habe beispielsweise nicht auf die kleinen Dinge geachtet. Die Menschen, die Gerüche, die Tiere, wie mich dabei gefühlt habe... gerade das gehört mittlerweile zu meinen Reisen dazu. Ich nehme mir Zeit für Dinge. Ich nehme mir Zeit die Gegend zu erkunden, laufe einfach mal spazieren ohne Plan und schaue wo ich herauskomme. Solange ich den Weg zurück finde ist das kein Problem und falls ich mich mal verirre, gibt es immer noch Einheimische die man fragen kann und die einem gerne weiterhelfen (meiner bisherigen Erfahrung nach).

Bandungs Hintergassen

So ist es mir beispielsweise in Bandung, Indonesien passiert. Meine Schwiegerfamilie, mein Freund und ich waren für 3 Tage in einem schicken Hotel eingebucht und chillten größtenteils am Pool. Mir wurde mir das aber schon schnell zu langweilig, denn ich wollte unbedingt was von der Stadt sehen. Also machten meine Schwiegereltern, mein Freund seine Cousine und ich einfach einen Spaziergang um den Block. Dabei ging mein Schwiegervater blindlings voran. Wir folgten ihm voller Vertrauen und wurden dabei nich enttäuscht (er selbst kannte sich nicht aus). Ich werde diesen Spaziergang niemals vergessen, denn dank ihm kam ich an so authentischen Gassen und Hinterhöfen vorbei, die einfach das pure indonesische Leben zeigten. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich zwar meine Kamera dabei, aber habe einfach überhaupt nicht daran gedacht das zu filmen oder zu fotografieren. Ich habe es einfach genossen, die vielen Kinder im Hof oder vor dem Haus spielen zu sehen, Hühner liefen auf der Straße herum, ein Moped flitzte durch die Gasse, die Menschen schauten und neugierig an und begrüßten uns lächelt. Manchmal blieben wir stehen und betrachteten die schönen luxeriösen Häuser, rätselten was für Früchte an den Bäumen hingen oder entdeckten Tiere, darunter eine sehr große Spinne in ihrem faszenierenden Netz und eine Eidechse mitten auf der Straße.

Ich bin Slow Traveller

Genau solche Dingen machen das Reisen und auch das Leben für mich aus. Die kleinen Momente, voller Freude und Faszination des Lebens. Ich würde von mir behaupten, dass ich Slow Traveller bin. Zwar muss ich nicht meinen ganze Reise an einem Ort verbringen, aber ich nehme mir immer Zeit alles in Ruhe zu erkunden und verzichte dann auch mal auf das gewohnte Sightseeing Programm. Egal ob beim Wochenendkurztrip oder auf längeren Reisen. Ich finde, Slow Travel bedeutet auch im Hier und Jetzt zu reisen. Gerade in unserer Zeit, in der alles schnell gehen muss (angefangen beim Essen) ist es einfach wichtig, sich auf das Hier und Jetzt zu besinnen. Das ist alles was wir haben. Gestern existiert nicht mehr, man kann nicht in die Vergangenheit reisen und ebenso existiert ein Morgen nicht. Alles was wir haben ist das Hier und Jetzt, egal ob beim reisen oder allgemein: wir sollten den Moment genießen!

6 Kommentare:

  1. Ein sehr schöner Post!
    LG Thi

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  2. Ich lasse mich beim Reisen zwar gerne mal treiben, allerdings neige ich wirklich dazu so viel wie möglich sehen zu wollen und einen recht straffen Plan zu haben. Gerade wenn ich um die halbe Welt gereist bin, möchte ich so viel wie möglich aufsaugen und sehen. Ich denke da bin ich für meine Umgebung schon mal anstrengend. ;) Aber für mich ist das tatsächlich die pure Erholung. ^^

    Danke übrigens für dein liebes und langes Kommentar zum Hautpost gemeinsam mit meiner Schwester! Hab ich jetzt erst gelesen. ;)

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  3. Ein wirklich toller Post. Ich würde mich nicht komplett als Slow Traveller bezeichnen, da ich im Vorfeld schon immer komplett recherchiere was es im Urlaubsort alles zu sehen gibt und mir dann eine Liste an Dingen schreibe, die ich besuchen möchte und auch schon nach den Preisen schaue, um zu gucken ,was überhaupt drinnen ist. Jedoch gehört diese Planung für mich zum Reisen dazu, weil ich dabei immer viel Spaß habe und auch das Gefühl bekomme, mich wirklich mit dem Ort und Land auseinandersetzen zu können. Wenn ich dann aber vor Ort bin möchte ich auch nicht hektisch von einer Attraktion zur nächsten rennen, sondern das auch in Ruhe machen. Mir etwas länger für die einzelnen Orte Zeit nehmen, weshalb ich bisher alles ohne Reiseführer erkundet habe. Ich plane mir da meine Zeit einfach lieber selbst ein. Finde es aber dann auch wichtig Pausen zu machen und zwischenrein vielleicht einen Kaffee trinken zu gehen, ein Eis zu essen oder was sonst so im Land zum Nachmittag als Snack gegessen wird. Bei Fotos geht es mir aber wie dir, die mache ich nicht für Instagram oder Facebook, sondern weil ich den Moment festhalten möchte und ich Fotos auch schöne Erinnerungen finde. Ich gestalte ja gerne Fotobücher und halte dort meine Jahre fest und finde das einfach schön mich so an Reisen zu erinnern und mit Freunden lustige und schöne Momente zu teilen. Bei uns gibt es nämlich nach jedem Urlaub einen Abend wo wir unsere Freunde einladen und wirklich alle Bildern gemeinsam durchschauen und Geschichten erzählen.

    Danke auch für dein liebes Kommentar.
    Das glaube ich dir sofort, das man da in 5 Tagen nicht alles sieht. Ich finde London hat echt richtig viel zu bieten. Ich will ja auch die ganzen Schlösschen sehen und dann gibts auch viele Orte, die ich besuchen möchte, so wie Oxford. Kann deinen Dad, da aber auch verstehen, dass wäre meinem auch so zu unsicher gewesen. Aber cool, dass du da einen Halbägypter kennst, finde so erkundet man das Land einfach noch mal ganz anders und bekommt viele Insider Tips.

    Dann drücke ich dir mal die Däumchen, dass du eine findest, die dir gefällt. Ich mag meine auch deshalb so sehr, weil es eine Ledergemisch ist. Meine reine Lederleggins ist leider nur am rutschen, deshalb hab ich die total selten an. Da muss ich dann auch ständig zupfen und das nervt. Ich habe auch Kleidungsstücke mit denen ich Erinnerungen verbinde und die ich deshalb nicht hergeben würde. Hat glaube ich jeder.

    Ja ich war auch schon mehrmals in München, aber ich wohne noch sehr weit davon entfernt, somit haben wir da noch ne richtig lange Anfahrt hin. Wir sind immer mit der Schule einmal im Jahr hingefahren, weil unser Klassenlehrer immer für die Organisation zuständig war und er entscheiden durfte, welche zweite Klasse noch mitdarf, damit der Bus günstiger ist. Da hat er immer uns mitgenommen. Da gings dann aber auch schon immer morgens um 6 Uhr los. Finde München aber wirklich wunderschön. Was ich dort aber bisher noch gar nicht gesehen habe ist Schloss Neuschwanstein, das würde ich gerne nachholen. Bei mir scheitern solche Tripps gerade am finanziellen ;).

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  4. ich wusste gar nicht dass es für so etwas einen begriff gibt :D schöner beitrag!

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  5. Von Slow Travel hatte ich bisher noch nichts gehört. Interessantes Konzept. :) Es ist gut sich manchmal Zeit zu nehmen...

    Grüße
    Bearnerdette

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  6. Liebe Jasmin,
    auch dieser Post ist wieder so wundervoll geschrieben und so tiefrgründig.
    Du hast wirklich mit allem recht und auch ich erkunde auf meinen Reisen sehr gerne auf eigene Faust. Zwar informiere ich mich im Voraus ganz genau, was es alles so am neuen Ort gibt, aber mich interessieren die ganzen Hotspots auch überhaupt nicht. Ich informiere mich z.B. sehr gerne über ganz verschiedene Restaurants, weil ich einfach gerne esse und immer wieder was neues ausprobieren will.
    Leider gibt es viele Blogger, die denken, wenn sie eine Kreuzfahrt um ein paar Inseln gemacht und eine Insel dann für einen Tag besucht haben, dass das toll wäre.
    Ich finde das einfach nur traurig. Mein Mann und ich haben uns damals alleine für Maui 2 Wochen Zeit genommen und wir hätten noch viel länger dort bleiben können. Wir haben dort auch auf eigene Faust erkundigt und es war einfach so schön!
    Ich danke dir für die tolle Geschichte von dir als Slow Traveler und wünsche dir noch einen wundervollen Abend :-*
    Jasmin

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