Mir war so
oft gesagt worden, welch ein Unglück es sei, als Frau geboren zu sein, dass ich
nur schwer Melecios Bemühungen verstehen konnte, unbedingt eine sein zu wollen.
Ich sah auch nicht den kleinsten Vorteil, aber er wünschte es sich nun mal und
war bereit, alle möglichen Qualen dafür zu leiden. Unter Anleitung eines auf
solcherart Metamorphosen spezialisierten Arztes stopfte er sich mit Hormonen
voll, die ausgereicht hätten, einen Elefanten in einen Zugvogel zu verwandeln,
entfernte die Barthaare mit Elektronadeln, legte sich Brüste und Hüften aus
Silikon zu und spritzte sich Paraffin, wo er es für nötig hielt. Das Ergebnis
ist verblüffend, schwach ausgedrückt. Nackt ist sie eine Amazone mit herrlichem
Busen und Babyhaut, aber der Bauch endet in männlichen Attributen, die zwar
verkümmert, aber noch sichtbar sind. "Was ich brauche, ist eine Operation.
Die Señora hat gehört, dass sie in Los Angeles Wunder vollbringen, sie könnten
mich da in eine echte Frau verwandeln, aber das Ganze ist noch im Versuchsstadium,
und außerdem kostet es ein Vermögen", sagte Mimi. Für sie ist nicht der
Sex das Interessanteste am Frausein, andere Dinge ziehen sie mehr an, Kleider,
Parfums, Stoffe, Schmuck, Schönheitsmittel. Sie genießt das Knistern der
Strümpfe, wenn sie die Beine übereinanderschlägt, das kaum wahrnehmbare
Rascheln der Unterwäsche, das Streicheln der Haarmähne auf den bloßen
Schultern. In jeder Zeit sehnte sie sich nach einem Gefährten, den sie
hätscheln und bedienen konnte, jemandem, der sie beschützte und ihr eine
beständige Liebe gab. Aber sie hatte kein Glück. Sie hing in einen androgynen
Limbus fest. Manche näherten sich ihr, weil sie sie für einen Transvestiten
hielten, aber diese zwielichtigen Bindungen wollte sie nicht, sie betrachtete
sich als Frau und suchte männliche Männer, die aber wagten nicht, sich mit ihr
zu zeigen, auch wenn ihre Schönheit sie anzog, weil sie sich nicht als Schwule
verspotten lassen wollten. Es gab auch solche, die sie verführten, nur um
festzustellen, sie sie nackt aussah und wie sie liebte, es erregte sie, dieses
wundervolle Monster zu umarmen.
- aus Eva Luna von Isabel Allende, Seite 271-272